Laute und Leise
: Schnell ins Konzert

Andreas Schnell

Langsam kommt es wieder in Schwung, das konzertante Leben. Am heutigen Samstag gibt es sogar was für umme, nämlich die alljährliche Sommersause von Funkhaus Europa und Schlachthof, wie immer mit globalen Beats und einer Band, die diesmal La Caravane Passe heißt. Kaum überraschend spielt das Pariser Quintett eine ziemlich partytaugliche und bunte Mischung verschiedener Stile aus aller Welt. Naja, zumindest aus Frankreich, Italien, Jamaika, vom Balkan und aus Amerika. Mindestens. Beginn ist um 20 Uhr.

Wer es lieber etwas untergründelnder mag, wandert am Samstagabend in die Friese, wo die Chinesische Wäscherei wieder ein schönes Programm am roten Faden aufgereiht hat, der diesmal drei bemerkenswerte Solisten zusammenführt: Chris Corsano wurde in der Vergangenheit schon in den wahrscheinlichsten (Björk) und unwahrscheinlichsten Zusammenhängen (Jandek) gesichtet, wo er seine beträchtlichen Schlagzeugkünste mit Gott und der Welt teilte. Erwarten Sie bitte kein Schlagzeug-Solo à la „Der Schlagzeuger will jetzt auch mal ein paar Tricks vorführen und der Sänger muss eh mal unter die Sauerstoffmaske“! Lieven Martin Moana und Ansgar Wilken heißen die anderen beiden Herren, Ersterer verbindet Elektronik, Field Recordings, Rezitation und Zigarillos, wie zu lesen ist, Zweiterer ist in Bremen gut eingeführt, spielte er doch einst Gitarre bei den großen Ilse Lau. Vor einer Weile hat er sich aufs Cello verlegt und entlockt diesem so klar wie klug konzipierte, dabei aber keineswegs zu verkopft wirkende Musik. Beginn dürfte kaum vor 21 Uhr sein.

Am Montag gibt es afrikanische Musik am Litfass: im Rahmen von „Songs & Whispers“ gastieren ab 20 Uhr bei freiem Eintritt JeConte & the Mali Allstars, die sich beim „Festival au Desert“ trafen, das Margarete von Trotha in dem Film „Woodstock in Timbuktu“ präsentierte. Sie verbinden traditionellen malischen Blues mit dessen amerikanischem Namensvetter und verschiedenen afrikanischen Stilen.

Am Freitag stellt sich dann die Frage: Llut oder leise, Sprech- oder Gesang? Aber vielleicht geht ja doch beides – einen Versuch ist es bei entsprechenden Neigungen wert: Das Ein-Mann-Projekt Likk beginnt sein Set im noon, Wegesende 22 laut Ankündigung um 21 Uhr. Das bedeutet dann circa eine Stunde oder vielleicht auch etwas weniger Musik zwischen Songform und deren Auflösung, zwischen Pop, Experiment und Post-Irgendwas. Mit etwas Beeilung schafft man es dann vielleicht einigermaßen rechtzeitig in die Friese, wo die Sleaford Mods auftreten, die klingen, als würde Mark E. Smith (The Fall) einer kongenial miesgelaunten Hip-Hop-Crew vorstehen.