Riffgat arbeitslos

OFFSHORE-WINDKRAFT

Deutschlands erster kommerziell zu nutzender Offshore-Windpark in der Nordsee steht – still. Die 30 Kraftpakete von „Riffgat“ 15 Kilometer vor der Insel Borkum könnten eine Großstadt versorgen. Stattdessen warten sie bisher vergeblich auf den versprochenen Anschluss ans Stromnetz an Land. Der zuständige Übertragungsnetzbetreiber Tennet sah sich außerstande, die Bomben und Minen auf der projektierten Kabeltrasse rechtzeitig zu räumen.

Dass in dem Seegebiet zwischen Borkum und der Küste mit Munition aus den Weltkriegen zu rechnen ist, war von vornherein bekannt und zum Teil auch dokumentiert. Dort wurden Munitionsreste der Wehrmacht versenkt, dort erleichterten sich heimfliegende alliierte Bomber vom Ballast und auch die eine oder andere Seemine liegt noch auf dem Meeresgrund.

Tennet entschuldigt sich damit, dass erste Untersuchungen weniger Munition hätten erwarten lassen, als im Zuge der Trassenräumung gefunden wurde. Das Problem sei die starke Strömung in diesem Bereich, durch die die Sprengkörper versetzt würden.

Die Windparkbetreiberin EWE hat für die Verzögerung trotzdem kein Verständnis. „Dass da Munition liegt, war seit Jahren bekannt“, sagte ein Sprecher, „da muss man einfach früher anfangen.“ EWE verlangt deshalb Schadensersatz für den Strom, den der Windpark produzieren könnte, aber nicht los wird. Den größten Teil davon werden die Endkunden bezahlen müssen.

Der Stillstand ist auch ökologisch widersinnig: Die fertigen Anlagen brauchen Überdruck, um das salzige Meerwasser draußen und um die Beleuchtung sowie die Elektronik in Gang zu halten. Außerdem müssen die Windräder immer mal wieder gedreht werden, damit ihre Lager nicht kaputtgehen. Den dafür notwendigen Strom erzeugt ein großer Dieselgenerator auf der Umspannplattform mitten im Windpark.

Für ein Problem ist in der vergangenen Woche eine Lösung gefunden worden: die Frage, wer den Windpark genehmigen darf. Denn „Riffgat“ liegt im Grenzgebiet zwischen Deutschland und den Niederlanden. Ob die Grenze am niederländischen Ems-Ufer verläuft oder in der Mitte des Flusses, ist umstritten – und damit auch der weitere Verlauf hinaus ins Hoheitsgebiet der beiden Staaten auf der Nordsee.

Wo die Grenze genau verläuft, wollen die Regierungen in Den Haag und Berlin auch fürderhin offen lassen. Aber sie haben sich grob darauf verständigt, dass das Gebiet des Windparks „Riffgat“ von den Deutschen genutzt werden darf. Die Eckpunkte eines entsprechenden Staatsvertrages hat das niedersächsische Kabinett jetzt gebilligt, sodass weiterverhandelt werden kann.  KNÖ