Eine Win-win-Situation für Neukölln

MIETEN UND FLÜCHTLINGE

Es ist schön, dass NordneuköllnerInnen jetzt ein Bündnis gründen, um den Mietwucher in ihrem Stadtteil zu bremsen, wie vergangene Woche geschehen. Doch das wird so nichts: Niemals wird Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) von (grünen!) Nachbarn lernen und wie Pankow oder Friedrichshain-Kreuzberg eine Milieuschutzverordnung erlassen – der Sozialdemokrat scheint sich oft gar nicht so sicher, welches Milieu in seinem Bezirk er eigentlich schützen will. Die multikulturelle Vielfalt des Neuköllner Nordens wohl eher nicht.

Doch es gibt tatsächlich eine Lösung für das Problem der steigenden Mieten. Eine, die einfach ist und schön, weil sie gleich noch ein anderes Neuköllner Problem löst: Neukölln braucht nämlich ein Flüchtlingsheim. Ausgerechnet der multikulturellste Bezirk der Stadt hat bislang von allen Bezirken die wenigsten Aylsuchenden aufgenommen, ganze 13 sind es in diesem Jahr. In Marzahn-Hellersdorf sind es zehnmal, in Lichtenberg fast hundertmal so viele. Der Grund: Es fehlt eine geeignete Unterkunft. Und alle Pläne, eine solche zu schaffen, sind bis jetzt an Protesten von NPD oder CDU gescheitert.

Also her mit dem Flüchtlingsheim nach Nordneukölln! Leere Gebäude wären etwa das ehemalige C&A an der Karl-Marx-Straße oder das alte Gefängnis neben dem Rathaus. Soll’s ein Neubau sein, wäre an das Tempelhofer Feld zu denken. Dass das den Wohnwert senkt und damit Mietsteigerungen bremst, behaupten jedenfalls Immobilienbesitzer dort, wo Flüchtlingsheime gebaut werden – siehe etwa Reinickendorf, wo Haus- und Wohnungseigentümer gegen ein Flüchtlingsheim waren. Gleichzeitig bremst es Zuzug und Immobilienkäufe von Menschen, die rechten Parolen glauben – und hat so auch milieuschützende Funktion. Und noch etwas macht diese Lösung einfach: Zuständig dafür ist der Sozialstadtrat – der einzige Grüne im Neuköllner Bezirksamt. ALKE WIERTH