Der Uefa-Cup droht

Borussia Mönchengladbach und der VfB Stuttgart wahren die Chance auf das internationale Geschäft – leider

MÖNCHENGLADBACH taz ■ Im deutschen Fußball gibt es wohl kaum jemandem, dem ein paar höfliche Worte, gerne auch mal als Worthülsen verpackt, leichter über die Lippen gehen als Oliver Bierhoff. Für das tranige Fußballspiel zwischen Mönchengladbach und Stuttgart war der Manager der deutschen Nationalmannschaft als DFB-Entsandter daher ein absoluter Glücksgriff. „Das Ende des Spiels war sicherlich interessant“, lächelte der 37-Jährige zu den vergebenen Großchancen des Stuttgarters Silvio Meißner (87.) und des Gladbachers Kahê (88.). Doch nicht einmal Bierhoff konnte sich am Ende die Wahrheit über das 1:1 zwischen dem Siebten und dem Fünften der Bundesliga verkneifen – und die ging so: „Vor allem in der ersten Halbzeit war das nicht Uefa-Cup-würdig.“

In Bierhoffscher Glattheit übten sich auch die zuständigen Übungsleiter, die sich zwei Türen weiter für die zwar gut versteckten, aber dennoch real existierenden Uefa-Cup-Ambitionen ihrer Mannschaften rechtfertigen sollten. „Er ist der ältere von uns beiden, deshalb gebe ich die Frage weiter“, feixte VfB-Coach Armin Veh nach einigen Sekunden vielsagender Stille, woraufhin Kollege Horst Köppel mit dem Top-Argument konterte: „Du bist der Gast.“

„Seit Wochen wird hier vom Uefa-Cup gesprochen, aber von uns kommt das nicht“, fauchte der Gladbacher Cheftrainer und forderte: „Das muss endlich aufhören.“ Schließlich seien seine Borussen noch nicht so weit. „Wie oft muss ich das noch sagen?“ Die simple Antwort: So lange, wie zumindest ihr Punktekonto die Gladbacher zu einem Kandidaten für den Sprung ins internationale Geschäft macht. Auch wenn jeder ahnt: Der Himmel möge uns davor behüten.

Der Himmel möge die Liga auch davor behüten, in der nächsten Saison von Vereinen wie Bayer Leverkusen, Hannover 96, Hertha BSC Berlin oder dem VfB Stuttgart im Uefa-Pokal repräsentiert zu werden. Denn die sind keinesfalls vertrauenserweckender als Köppels Team, das sich am Samstag genauso vor einem Sieg scheute wie die Remis-Könige aus dem Schwabenland: Kaum war ihrem Rechtsverteidiger Milan Fukal nach einem Polanski-Eckball und einem Ausrutscher von VfB-Keeper Timo Hildebrand das 1:0 für die Gastgeber geglückt (69.), wurde ihnen der drohende Erfolg auch schon unheimlich. Sechs Minuten später war ihre Führung prompt wieder futsch: Christian Tiffert konnte im Mittelfeld ungehindert auf den kurz zuvor eingewechselten und von der Borussen-Abwehr vergessenen Kollegen Cacau passen – und schon stand es 1:1.

Und weil Deutschland im Herbst trotz allem wieder zwei Teams in den Uefa-Cup entsenden darf, kann Armin Veh, der stets in Frage stehende Trainer der harmlosen Schwaben, ohne rot zu werden, verkünden: „Unser Ziel muss es sein, den fünften Platz zu erreichen.“ Der Mann war allerdings anständig genug, um das Publikum im Borussia-Park zu bemitleiden. „Zum Zuschauen war das sicher kein angenehmes Spiel“, gestand der 45-Jährige. Und so blieben die angenehmen Erlebnisse den beiden Torschützen vorbehalten, die bei ihren Klubs zuletzt parallel aufs Abstellgleis geraten waren. Doch während der Tscheche Fukal (“Dass ich nur noch dritte Wahl sein soll, kann ich nicht akzeptieren“) mit seiner Reservistenrolle sehr offensiv umgegangen war, kam Stuttgarts Angreifer Cacau, vor einer Woche beim Heimspiel gegen Dortmund noch Tribünenhocker, plötzlich als eifriger Trainierer daher. „Die letzte Zeit war sehr hart, und ich habe viel darüber nachgedacht, was ich für mich machen muss“, berichtete der Brasilianer, ehe er den eigentlich Verantwortlichen nannte: „Das alles habe ich Jesus zu verdanken.“

Und es sieht so aus, als sollten auch Deutschlands künftige Uefa-Cup-Vertreter voll auf himmlischen Beistand setzen.

ANDREAS MORBACH