„Die Debatte finde ich schräg“

Einbürgerungskandidaten werden längst ausreichend geprüft, sagt der CDU-Integrationsbeauftragte des Landes

taz: Herr Kufen, Sie sagen, NRW sollte sich durch das hessische Einbürgerungsmodell nicht kirre machen lassen. Was meinen Sie damit?

Thomas Kufen: Die Debatte um die Erhöhung von Einbürgerungshürden finde ich ziemlich schräg. Sie ignoriert, dass seit Jahren die Einbürgerungsquote sinkt. Über die Hälfte der in NRW lebenden Migranten erfüllen zwar alle Bedingungen, sie beantragen aber nicht den deutschen Pass.

Nach Umfragen ist die größte Einbürgerungshürde das generelle Verbot der doppelten Staatsbürgerschaft.

Das ist sicherlich ein Grund. Aber diese Debatte will ich nicht wieder aufrollen. Ich glaube, Migranten wären viel bereiter, ihren alten Pass abzulegen, wenn sie sich hier voll akzeptiert fühlten. Durch die Debatte um Einbürgerungstests wird jetzt aber der Eindruck erweckt, die bisherigen Kandidaten seien nicht genügend überprüft worden. Den Fragebogen mit einer Führerscheinprüfung zu vergleichen, finde ich absurd. Heißt das dann, dass alle bisher Eingebürgerten als Geisterfahrer aufgefallen sind?

Der Vergleich stammt von Ihrem Vorgesetzten, Integrationsminister Armin Laschet.

Ich habe diese Aussage vom hessischen Innenminister gehört. Ich finde es erschreckend, welches „islamophobe“ Klima in Deutschland erzeugt wird. Jede Frau mit Kopftuch wird heute als Zwangsverheiratete angesehen, Migranten müssen sich ständig für die Politik in ihren ehemaligen Heimatländern rechtfertigen.

FDP-Innenminister Wolf lehnt den hessischen Fragebogen ab, Ihr Parteifreund Laschet steht ihm positiv gegenüber. Wird sich die Landesregierung bis zur Innenministerkonferenz im Mai einigen?

Soweit sind die Positionen gar nicht auseinander. Alle sind dafür, dass wir eine einheitliche Lösung brauchen. Staatsbürgerschaftskurse, wie sie der Innenminister vorschlägt, könnte ich mir auch vorstellen. Mir ist vor allem wichtig, dass wir die bisherigen Integrationsleistungen der Einwanderer endlich anerkennen.

INTERVIEW: N. WIESMANN