Die Leiche im Moor

54 Jahre nach der Bergung des vermeintlichen „Mädchen von Windeby“ hat die kanadische Anthropologin und Gerichtsmedizinerin Heather Gill-Robinson (37) Spekulationen um Deutschlands bekannteste Moorleiche beendet. Sie ließ den Körper durch Computertomografen laufen und entnahm DNA-Material aus dem Knocheninneren. Die Analysen übergaben übereinstimmend: Die junge Frau war ein Junge. Seit einem halben Jahrhundert wird „das Mädchen“ zusammen mit männlichen Moorleichen im Archäologischen Landesmuseum auf Schloss Gottorf in Schleswig präsentiert. Der Schleswiger Moorleichen-Forscher Michael Gebühr (63) hatte schon 1979 die Mär von der unsittlichen Missetäterin entzaubert. Eine vermeintlich obszöne Geste der rechten Hand sowie eine Augenbinde hatten zur Vermutung veranlasst, die junge Frau sei ihrem Mann untreu gewesen und zur Strafe ins Moor getrieben worden. Gebühr hatte jedoch nachgewiesen, dass die betreffende Hand des „Mädchens“ nach der Ausgrabung 1952 bei der Einlagerung in einen Transportkasten absichtlich verformt worden ist. Und bei der „Augenbinde“ handelt es sich lediglich um ein verrutschtes Kopfband. dpa