Im Wulffspelz
: Der Aussteiger

Es ist schon ein Ritual: Immer wenn‘s brenzlig wird, pumpt Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sich zu Übergröße auf und droht: „Wir können auch aussteigen.“

Kommentarvon Jan Kahlcke

Erinnert sich noch jemand an die Rechtschreibreform? Deswegen wollte Wulff sogar aus der Kultusministerkonferenz austreten . Ein Jahr später trat die Reform in Kraft. Und die Kultusminister tagen bis heute unter niedersächsischer Beteiligung.

Oder die Causa NDR? Wulff drohte mit Ausstieg aus dem Vier-Länder-Sender, wenn sein schönes Niedersachsen nicht häufiger auf der Mattscheibe zu sehen wäre und außerdem die politische Kontrolle der Inhalte verschärft würde. Erreicht hat er, dass ein paar drittklassige Doku-Soaps ihren Drehort auf niedersächsischem Territorium haben – und das Land blieb im NDR.

Nun also die Tarifgemeinschaft der Länder: Erst hat Wulff jede Annäherung blockiert, jetzt droht er mal wieder mit Abschied. Diesmal dürfte das Zurückkrebsen nicht so einfach werden. Der fragile Verbund könnte, einmal erschüttert, ganz in sich zusammenfallen. Dann wäre Niedersachsen plötzlich dem rauen Wettberbsföderalismus ausgesetzt. Dann braucht Baden-Württemberg bei Lehrermangel nur noch mit dem Scheckheft zu wedeln und Bayern kann seine Spitzenbeamten so bezahlen, dass Niedersachsen nur noch die dritte Wahl abbekommt.