Hertha schafft Planerfüllung

Mit dem 1:0-Sieg gegen den Absteigekandidaten Arminia Bielefeld ist Hertha nur knapp an einer neuen Blamage vorbei geschrammt. Und schon redet niemand mehr von Krise

Eine Woche lang war Hertha BSC wieder ein große Nummer im deutschen Fußball. Nach dem 3:0 in Bremen beim besten deutschen Champions-League-Teilnehmer, war das Wort Krise nicht mehr zu hören. Die Stimmung war verblüffend gut. Ylidiray Bastürk wurde kurzerhand zum Chef im Mittelfeld erklärt. Der dauerformschwache Marcelinho zum Stürmer degradiert und die Zukunft wurde in den rosigsten Farben gemalt. Für den jugendliche Kevin Boateng wurde die Rolle des Superstars der kommenden Herthajahre reserviert.

Und auch vor der nahen Zukunft hatte man keine Angst in Berlin. Denn zum Heimspiel am Sonntag hatte sich Arminia Bielefeld angesagt, ein Gegner den man nicht besonders ernst zu nehmen schien. Eine Einschätzung, die sich letztlich als richtig erwies – schließlich siegte Hertha knapp mit 1:0 (0:0).

Beinahe wäre dies aber schief gegangen. Ein Blick auf die Tabelle hätte genügt, um den so selbstbewussten Berlinern zu zeigen, dass die beiden Gegner vom Sonntag Tabellennachbarn sind. Nur drei Punkte trennten Bielefeld und Berlin vor dem Spieltag. Dennoch begann Hertha überaus lässig. Doch nach 25 Minuten Spielzeit dürfte auch der letzte Herthaner seine rosa Brille abgelegt haben. Die Gäste waren ein gleichwertiger Gegner – im Positiven wie im Negativen.

Beide Teams waren, was die Abwehrarbeit betrifft, äußerst konzentriert, vernachlässigten aber ihre Offensivbemühungen. Keine der Mannschaften brachte auch nur eine einzige Torchance in den ersten 45 Minuten zustande. Bastürk gab nur in zwei Situationen den Takt als Mitteldfeldregisseur vor, Marcelinho erlief zwei Steilpässe und Boateng fand so gut wie gar nicht ins Spiel. Von einem Hertha-Aufbruch keine Spur im Olympiastadion. War die Krise doch noch nicht vorbei?

Nicht wenige der 32.656 Zuschauer im Stadion rieben sich verwundert sie Augen, als es dann doch plötzlich 1:0 für Hertha stand. Die erste echte Torchance des Spiels hatte in der 61. Minute zum Tor geführt. Marko Pantelic traf per Kopf. Nach dem Führungstreffer setzten die Berliner ihr unsicheres Gekicke fort, doch das störte nach dem Spiel niemanden mehr: Hertha hat nach dem 1:0 sechs Punkte in Folge gewonnen. Eine noch vor 14 Tagen fast unvorstellbare Serie. ANDREAS RÜTTENAUER