Alba gibt Bonnern einen Korb

Durch einen Freiwurf-Krimi in letzter Sekunde besiegt Alba die Telekom Baskets Bonn mit 85:83. Doch der Jubel über den glücklichen Erfolg hält sich in Grenzen. Zu deutlich offenbarte sich, wie sehr die Leistungen im Team auseinander driften

von ANDREAS RÜTTENAUER

Henrik Rödl wirkte angeschlagen. Es war dem Trainer von Alba Berlin anzusehen, dass ihm nicht gefallen hat, was seine Spieler an diesem Samstagsabend gezeigt haben. Mit 85:83 (46:40) hatten die Berliner das Spiel gegen die Telekom Baskets Bonn in der ausverkauften Max-Schmeling-Halle vor 8.861 Zuschauern gewonnen. Es war ein äußerst glücklicher Erfolg. „Das Spiel hätte genauso gut anders ausgehen können“, meinte Henrik Rödl. Er hatte Recht.

Vier Sekunden vor Schluss, beim Stand von 83:83, bekam der Bonner Terry Black zwei Freiwürfe zugesprochen. Die Halle wurde ruhig. Die Alba-Spieler schlurften mit hängenden Schultern über das Parkett. Hernrik Rödl machte eine wegwerfende Handbewegung. Die Alba-Fans hinter dem Korb machten noch einmal pflichtschuldig Faxen, so wie sie es immer tun, wenn ein gegnerischer Spieler zur Freiwurflinie schreitet. Terry Black verwarf den ersten Freiwurf. Als auch der zweite danebenging, wurde es wieder ganz laut in der Halle.

Matchwinner Price

Albas Aufbauspieler Hollis Price machte sich auf den Weg. Schon nach wenigen Schritten lag er am Boden. Gefoult vom frustrierten Terry Black. Jetzt hatte Alba Matchbälle – zwei Freiwürfe für Hollis Price. Der verwandelte den ersten und verwarf den zweiten absichtlich, um sich den Rebound selbst sichern zu können. Es gelang. Wieder wurde Price gefoult. Wieder gab es zwei Freiwürfe. Die Entscheidung war gefallen. Das ausgeglichene Spiel hatte einen glücklichen Sieger gefunden, und Alba Berlin in Price einen echten Matchwinner.

„Natürlich bin ich zufrieden, dass wir gewonnen haben. Aber ansonsten bleibt nicht viel übrig.“ Die Freude über den Sieg währte nicht lange bei Henrik Rödl. Der 37-Jährige, der das Team in der vergangenen Saison übernommen hat, soll Meister werden mit Alba. Das dürfte schwer werden. Die Leistung gegen die Telekom Baskets aus Bonn war, gemessen an den eigenen Ansprüchen der Berliner, äußerst bescheiden.

„Vielleicht waren wir überrascht vom engagierten Auftritt der Bonner“, sagte Rödl. In der Tat treffen die Berliner gegen Mannschaften aus dem Tabellenmittelfeld nur selten auf derartige Gegenwehr. Siege, bei denen die Berliner sich selbst kurzzeitig in einen Rausch spielen und dabei mehr als 100 Punkte erzielen, sind dabei nicht selten. Der Tabellenführer hat es bisweilen allzu leicht in der Liga. Gegen eine Mannschaft wie Bonn, die – was die Schnelligkeit angeht – als eine der wenigen Teams mit Alba mithalten kann, darf man allerdings nicht so unkonzentriert zu Werke gehen, wie es vor allem Mike Penberthy und Jovo Stanojevic bisweilen getan haben. Die beiden waren allein für 11 der 19 Ballverluste der Berliner verantwortlich.

Die beiden waren es allerdings auch, die die Berliner im Spiel hielten. Stanojevic war unter dem Korb des Gegners nicht zu halten. Allein 30 Punkte erzielte der bullige Center. Penberthy traf fünfmal von jenseits der 3-Punkte-Linie und brachte es auf 21 Zähler. Sonst konnte kein Alba-Spieler zweistellig punkten.

Die Bonner hingegen präsentierten sich wesentlich ausgeglichener. Fünf Gästespieler kamen auf mehr als 10 Punkte. Es war über lange Zeit die Stärke der Berliner, dass sie auch auf die Spieler, die von der Auswechselbank kommen, zählen konnten. Luke Whitehead musste bereits nach zwei Minuten wegen eines überdehnten Knies die Partie beenden. Es gab Zeiten, da hätte den Berlinern das nicht allzu viel ausgemacht. Die Ausgeglichenheit des Kaders war für so manchen Sieg verantwortlich. Jetzt, vier Spieltage vor den Play-offs, scheinen nur Stanojevic und Penberthy in wirklich guter Form zu sein. Ob das für den achten Titel reichen wird, ist durchaus zweifelhaft.

Hoffnungsträger Ford

Aber es gibt da jemanden im Kader der Berliner, der bislang nur angedeutet hat, wozu er in der Lage ist. Sharrod Ford, der neu verpflichtete US-Amerikaner, spielte zum dritten Mal für Alba. In der Defense wusste der ehemalige NBA-Profi bereits zu überzeugen. Fünf geblockte Würfe gegen Bonn sprechen für sich. In der Offensive wirkt Ford hingegen noch ein wenig unsicher, noch hat er die Bindung zur Mannschaft nicht gefunden. Er bekommt auch dann oft keinen Ball, wenn er sich frei gelaufen hat. Ford könnte zu einem der wichtigsten Spieler in dieser Saison werden, wenn die Integration in das Team noch rechtzeitig gelingt.

Nächstes Spiel: Alba – Ludwigsburg (Pokalviertelfinale), Mittwoch, 19.30 Uhr, Max-Schmeling-Halle