PANKEROMANTIK
: Zwei Teenager

„’n Freund von mir, der war fünfzehn, sie war einundzwanzig“

18 Uhr. Kirchturmläuten. Die Enten in der Panke essen Abendbrot. Stecken den Kopf ins Wasser, dass ihre Hintern wie gefederte Bojen obendrauf schwimmen. Seit dem Wolkenbruch letzte Nacht ist die Panke wieder ein richtig ansehnliches Gewässer. Nebenan zwei Teenager. Fünfzehn, sechzehn, schätzungsweise. Er dunkle Locken, sie rote lange Haare. Sie trinken aus kleinen schlanken Flaschen. Biermischgetränke wahrscheinlich. Aus einem Telefon scheppert Musik. Sie sind noch kein Pärchen. Man kann es sehen an der Art, wie sie sich nach Passanten umsieht, als suche sie einen Fluchtweg. Er redet zu viel. „Der hatte so’n Nokia Handy. Die sind ja extreeem laut. Und dis ging denn immer nur pling! SMS, geantwortet, pling! SMS. Voll nervig! Sie hat dann gesagt, sie bringt sich um, wenn er Schluss macht.“

Ob das so die richtig coolen Gesprächsthemen für ein Date im Bürgerpark sind? Kann mir nicht vorstellen, dass so was heute in der Bravo steht. Wie hieß die Rubrik? Nicht „Liebe, Sex und Zärtlichkeit“. Die andere. Die Psychologen. Ich bin verliebt in den Freund meines Freundes, meine Mutter liest meine Post, meine beste Freundin wird von ihrem Vater geschlagen, was soll ich tun? „Frag Doktor Sommer“, genau. Stand da wirklich was mit häuslicher Gewalt? Kann ich mir eigentlich kaum vorstellen.

„’n Freund von mir, der war fünfzehn und sie war einundzwanzig, aber sie meinte, sie liebt ihn. Der spielte auch inna Band.“ Ein Flugzeug fliegt über den Bürgerpark. Am anderen Ufer der Panke flitzt irgendein Vieh. Ohne Schwanz. Also kein Eichhörnchen. Hamster? Noch ein Flugzeug. Wie soll man bei dem Lärm ordentlich arbeiten? Die Enten sind weg. Ob die schon schlafen? Die Sonne ist noch nicht mal hinter den Bäumen verschwunden.

Sie sagt: „Ick hab meiner Mutter versprochen, zum Abendbrot zu Hause zu sein, sie will was kochen.“ Ach schade! Sie wären ein schönes Paar. LEA STREISAND