Nideggen bleibt treu

Nach Wahlsieg des Bürgermeisters kündigen CDU-Rivalen Rückzug an. SPD will Anti-Hönscheid-Bündnis

NIDEGGEN dpa/taz ■ Sieger sehen anders aus. Als der neue und alte Bürgermeister Willi Hönscheid (CDU) mit 51,2 Prozent der Wählerstimmen im Rücken am Sonntagabend auf die Bühne trat, war er ein recht einsamer Mann. Bürger, die die Stimmauszählung im Rathaus verfolgt hatten, begrüßten ihn mit kurzem Applaus. Sekundenlang danach stand Hönscheid völlig allein, alle Blicke auf ihn gerichtet. Niemand sagte ein Wort. Es war ein Moment der Befangenheit. Die Angriffe der letzten Monate haben tiefe Gräben gerissen.

Der Sieg für den Bürgermeister, den die eigene Partei wegen dubioser Finanzgeschichten abwählen lassen wollte, hat nun Konsequenzen für seine Gegner: Hönscheids Rivale, CDU-Fraktionschef Werner Löhrer, kündigte seinen Rückzug aus dem Stadtrat an. „Es wird erhebliche Verschiebungen im Rat geben“, sagte er am Sonntagabend. Mindestens fünf von 13 Fraktionskollegen würden ihm folgen. Derzeit stellt die CDU die Hälfte der Sitze. Für jedes ausscheidende Ratsmitglied gibt es zwar Nachrücker. Aber niemand weiß, ob die einspringen wollen.

Damit ist völlig offen, wie es in Nideggen weitergeht: Entweder Hönscheid findet eine Mehrheit im Rat, die seine Politik unterstützt. Oder eine neue Koalition macht am Bürgermeister vorbei Politik. Die SPD deutete die zweite Variante bereits an: „Als Opposition hatten wir immer ein gestörtes Verhältnis zum Bürgermeister“, so Fraktionschef Wolf Dieter Keß. Nun sieht er gute Chancen, Verstärkung durch die CDU zu bekommen.

Auch wenn sich für die Grünen an ihrer Rolle als Oppositionspartei wohl nichts ändern wird, so hat die ganze Diskussion aus Sicht der Fraktionsvorsitzenden Gudrun Zentis auch einen Vorteil gehabt: „Die Nideggener interessieren sich wieder mehr für Kommunalpolitik.“ HEI