Weniger Stress für Straßenbäume

UMWELT Wissenschaftler suchen nach robusten Baumarten, um hiesige Bäume zu entlasten

Milchorangenbaum, Kanadischer Judasbaum oder die Szent-Istvan-Linde könnten eine Alternative zu den gestressten Berliner Straßenbäumen sein. Das legen erste Ergebnisse eines Forschungsprojekts der HU nahe. Seit 2010 testen Wissenschaftler um Matthias Zander etwa 80 Bäume aus aller Welt auf ihre Robustheit. „Wir können bereits erste Empfehlungen geben, aber auch einige Bäume ausschließen“, sagt Zander. Besonders vielversprechende Exemplare haben die Forscher von der landwirtschaftlich-gärtnerischen Fakultät bereits vermehrt.

Trockenheit, Schädlinge, Krankheiten, Abgase und Streusalz machen Berliner Bäumen zunehmend zu schaffen. Laut Senatsverwaltung für Stadtentwicklung verschlechtert sich ihr Zustand seit Jahren. Der letzte große Zustandsbericht im Jahr 2010 zeigte, dass vier von zehn Bäumen geschädigt sind. Zuletzt waren einige kräftig wirkende Bäume gar einfach umgekippt – einer fiel auf ein Auto, dessen Insassinnen verletzt wurden.

Im Zuge des Forschungsprojekts stehen auf einem Feld an der B 96 in Kleinziethen (Dahme-Spreewald) je 15 Exemplare von jeder Art. Sie kommen vor allem aus sommerheißen und trockenen Regionen in Japan, China, Amerika oder Südeuropa. Ein Teil wird optimal mit Wasser versorgt, ein anderer wird akutem Trockenstress ausgesetzt. So sollen lange Trockenperioden simuliert werden, wie sie Klimaforscher künftig erwarten.

Winterhart, salztolerant

Als sehr robust habe sich die aus Budapest stammende Szent-Istvan-Linde gezeigt. Sie sei nicht nur winterhart, sondern auch salztolerant, sagt Zander. Nachwuchs haben die Wissenschaftler bereits erfolgreich in Reagenzgläsern gezogen, das Interesse von Baumschulen sei groß, sagt Zander.

Das Forschungsprojekt ist Teil des vom Bund geförderten Innovationsnetzwerks Klimaanpassung Berlin Brandenburg, in dem Wissenschaftler nach Strategien für den Klimawandel suchen. Ein Teil der Testbäume könnte vielleicht bald einige Straßen zieren. Er verhandle gerade mit dem Pflanzenschutzamt, sagt Zander. Empfehlungen aus dem Projekt wollen die Forscher in einem Buch veröffentlichen. (dpa)