CHINAS BAUERN

Chinas Bauern protestieren immer häufiger gegen illegale Landenteignungen und Korruption. Nach Regierungsangaben gab es im letzten Jahr 87.000 so genannte „öffentliche Ruhestörungen“, die meisten davon auf dem Land. Häufigster Anlass der Bauernproteste sind Industrieprojekte, etwa Fabrikneubauten oder Rohstoffbohrungen, für die die Bauern ihr Land hergeben müssen. Danach fühlen sie sich betrogen – meist zu Recht, denn es profitieren fast nur Investoren und Behörden.

70.600 illegale Landenteignungen ermittelte die Regierung im Jahr 2004. Sie ist sich der Sprengkraft des Problems bewusst. Unlängst warnte Premierminister Wen Jiabao vor „historischen Fehlern“, die die Partei begehe, wenn sie die Landrechte der Bauern nicht stärker schütze.

Auf dem Volkskongress Anfang März wandte sich Wen sogar gegen die eigenen Behörden, die „Gesetze und Vorschriften gebrochen hätten“. Solche Selbstkritik ist in der KP alles anderes als üblich. Sie zeigt, dass die Partei befürchtet, die Unterstützung der rund 800 Millionen Landbewohner Chinas zu verlieren. GB