Riesenleck in Fukushima

JAPAN 300 Tonnen hochradioaktiv verseuchtes Wasser laufen aus dem havarierten Kraftwerk aus. Die Atombehörde stuft den Vorfall als sicherheitsrelevant ein – als ersten seit dem Super-GAU

TOKIO rtr | Am japanischen Unglückskraftwerk Fukushima sind rund 300 Tonnen hochgradig radioaktiv verseuchtes Wasser ausgetreten. Man gehe davon aus, dass das Wasser aus einem Überlauftank geflossen sei, teilte AKW-Betreiber Tepco am Dienstag mit. Das verseuchte Wasser aus dem Stahlbehälter sei aber „wahrscheinlich“ noch nicht ins Meer gelangt. Das Wasser versickerte aber offenbar trotz einer Barriere aus Sandsäcken.

In einer Pfütze in der Nähe des Tanks wurde eine Strahlung von 100 Millisievert pro Stunde gemessen. Das ist das Fünffache der Jahresdosis, die für die Arbeiter auf dem Werksgelände zugelassen ist. Die Atomaufsicht reagierte alarmiert. „Wir sind extrem besorgt“, sagte Behördensprecher Hideka Morimoto. Er befürchtet, dass das Wasser auch in den Ozean fließt. Tepco entgegnete, der Tank sei mit 100 Metern zu weit weg von der Küste.

Von dem ausgelaufenen Wasser konnten bis zum Nachmittag nur 4.000 Liter aufgefangen und in Ersatztanks gepumpt werden. Laut Tepco könnte eventuell eine undichte Gummifuge oder ein defektes Ventil die Ursache sein. Seit dem vergangenen Jahr hat es bereits mit vier Tanks ähnlicher Bauart Probleme gegeben.

In der Atomanlage war es 2011 nach einem Erdbeben und einem Tsunami zum Super-GAU mit mehreren Kernschmelzen gekommen. Die Sicherheitslage ist ohnehin wegen auslaufendem radioaktivem Wasser angespannt. Seit gut zwei Jahren fließen täglich etwa 300 Tonnen leichter kontaminiertes Wasser ins Meer. Deshalb hat die japanische Regierung Anfang des Monats angekündigt, die Lösung des Problems selbst in die Hand zu nehmen. Erwogen wird der mehrere Milliarden Euro teure Bau einer Abschottung rund um die Atomruine. Für die dauerhafte Sanierung sind Jahrzehnte eingeplant.

Zwar erhielt der Vorfall auf der internationalen Skala (Ines) die zweitniedrigste Bewertung. Es ist aber das erste Mal seit der Atomkatastrophe, dass die Behörde sich veranlasst sah, ein atomares Ereignis auf der Skala zu bewerten. Die Katastrophe von Fukushima erhielt damals die höchstmögliche Stufe 7.