Der Weltstar

KLASSIKER Auf dem Charlie-Chaplin-Festival des Bremer City 46 läuft unter anderem „City Lights“ mit Live-Begleitung durch das Landesjugendorchester

Er war einmal der berühmteste Mann der Welt. Der erste, von dem man nicht nur überall gehört, sondern den man auch überall gesehen hatte. Der erste, über den die Leute in Amerika, Deutschland, Marokko, Russland und Japan gleich laut lachen konnten.

Charlie Chaplins kleiner Tramp war die Ikone der frühen Stummfilmzeit. Mit seinen 15- bis 30-minütigen Slapstickfilmen der Jahre 1914 bis 1919, in denen er im Grunde immer nur vermied, verprügelt zu werden. Die Filmkunst kam später, und der schlaue Berthold Brecht hat den Umschwung vom Anarchisten zum bürgerlichen Genie genau benannt, als er von Chaplins „hündischem Blick“ in der Schlusseinstellung von „City Lights“ sprach.

In dieser Woche kann man in Bremen beides haben: Ein Programm mit vier von Chaplins Slapstickfilmen, live am Klavier begleitet vom Hauspianisten des Bremer Kommunalkinos Ezzat Nashashibi und „City Lights“ im angemessen Rahmen, begleitet vom Landesjugendorchester Bremen, das Chaplins eigene Filmmusik spielen wird.

Seit 1997 übt dieses 40-köpfige Orchester unter der Leitung von Stefan Geiger in fast jedem Jahr die Begleitmusik zu einem Stummfilm ein. Die Aufführung findet mittlerweile im BLG-Forum im Speicher XI statt.

Am Freitag gibt es um 17 Uhr eine Kinder- und Jugendvorstellung und abends um 20.30 Uhr dann die Abendveranstaltung. „City Lights“ gehört zu jenen Filmen, bei denen Filmkritiker sich nicht schämen einzugestehen, dass sie geweint haben. Die Geschichte vom blinden Mädchen, das sich in ihren Wohltäter verliebt ohne zu wissen, dass er ein armer Vagabund ist, wird hier so raffiniert erzählt, dass man zwar alle melodramatischen Tricks erkennt, aber dennoch auf jeden von ihnen hereinfällt.

Am Samstag Abend um 20.30 Uhr wird dann ein Programm mit Chaplins Frühwerken gezeigt. Es beginnt mit „Shanghaied“ von 1915, in dem der Tramp an Bord eines Schiffes gelockt wird, das der Besitzer versenken will, um die Versicherungssumme zu kassieren. In „Police“ von 1916 ist Charlie kaum aus dem Knast entlassen, schon ist er wieder in einen Einbruch verwickelt, bei dem alles schiefgeht.

In „Easy Street“ versucht sich der Tramp selber einmal als Polizist, um einer schönen Missionsschwester zu imponieren. „One A.M.“ ist schließlich einer der wenigen Kurzfilme von Chaplin, in denen er nicht den Tramp spielt. Hier ist er ein eleganter, aber sturzbetrunkener Gentleman, der nachts nur noch ins Bett will, aber alle Gegenstände in seinem Haus scheinen ihn daran hindern zu wollen.

Zur Abrundung werden jeweils um 20.30 Uhr im City 46 am Donnerstag „The Great Dictator“ und am Montag „Modern Times“ gezeigt.  HIP

Charlie-Chaplin-Festival: 22. bis 28. August, City 46, Bremen