Kunstrundgang
: Katrin Bettina Müller schaut sich in den Galerien von Berlin um

Hanne Darboven „Hommage à Picasso“, Deutsche Guggenheim, Unter den Linden 13/15, bis 23. April, tägl. 11–20 Uhr

So heftig wie dieses Jahr war es lange nicht. Alles scharrt ungeduldig in den Startlöchern: Die Jogger, die seit Wochen ihre Wege von Eis und Matsch blockiert finden; die Krokusse, die endlich die harte, kalte Kruste der Erde durchstoßen wollen, und nicht zuletzt der Kunstbetrieb, der mit der Berlin Biennale überall herschießen will: mit Fotografie aus China im Haus der Kulturen der Welt, mit „painting as presence“ im Künstlerhaus Bethanien und überall in Galerien, die im „special guest-program“ die Biennale begleiten. Für die DNA Galerie hat Clemens Krauss drei Wochen lang an Figuren, die er in pastosen Farbschichten direkt auf die Wand gemalt hat, gearbeitet. Wie es sich für einen jungen Wilden aus Österreich gehört, beschäftigt ihn der Körper. Seine Figuren üben sich in Posen, die genau das, die Inszenierung des Selbst, verbergen wollen und der Umwelt extrem lässig gegenüberstehen. Dass es sich um geübte Auftritte handelt, verrät die malerische Installation schon in ihrer eigenen flüchtigen Materialität – muss doch am Ende die Farbe wieder abgekratzt werden.

Anders geht mit der eigenen Endlichkeit Hanne Darboven um, deren Installation „Hommage á Picasso“ bei Deutsche Guggenheim etwas von einem monumentalen Palast hat. Denn diesmal werden ihre minimalistischen Protokolle vom Fortschreiten der Zeit farbig gerahmt zu einem ornamentalen Muster. Sie zitiert Picasso, aber nicht aus eigener Hand, sondern mit Kopien und Kunsthandwerk, das seine Kunstgriffe banalisiert und variiert. Das ist ein eigenartiger Umgang mit der Popularität eines Künstlers, den sie zugleich als Paten eines Jahrhunderts beschreibt. In den Konzepten, die in „Hommage à Picasso“ zusammenprallen, hallen die Widersprüche der Moderne nach und lassen das Denken über Kunst genauso knirschen wie den Streusand unter den Schuhen.

Clemens Krauss „A Space“ DNA, Auguststr. 20, Eröffnung 25. März, 17 Uhr, Di.–Fr. 14–19 Uhr, Sa. 11–17 Uhr, bis 23. April