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FATMA AYDEMIR
Sowie dem Punk zigtausend Mal schon der Tod bescheinigt und dann angeblich doch wieder neues Leben eingehaucht wurde, so ergeht es mitunter auch der armen Sau von HipHop.
Ein britisches Duo mit dem Namen Sleaford Mods schafft es nun die beiden Toten zu einem seltsamen Zombie zu kreuzen und dem einen arschfiesen Sarkasmus in den Mund und ein gewaltiges Rhythmusgefühl ins Genick zu legen. Radikale Loop-Schleifen von Produzent Andrew Fearn drehen sich unentwegt um den begnadeten Poeten Jason Williamson, der in Nottingham lebt und eigentlich aus Grantham stammt, der Geburtsstadt Margaret Thatchers. Da wundert die ignorante fickt-euch-Haltung von Williamson natürlich kaum noch, scheint wohl so ein Grantham-Ding zu sein. Nichtsdestotrotz ist es eben auch diese Attitüde, die Sleaford Mods so charismatisch macht. Und wenn die beiden Herren bei ihrem Auftritt am Samstag im West Germany (21 Uhr,Skalitzer Straße 133) nur halb soviel Elan haben wie auf Platte, dann wird sich auch der Rest der Stadt schon bald in sie verlieben.
Im selben Gebäude nur eine Tür weiter, im Monarch nämlich, wird die bezaubernde Instrumentalisten-Reihe mit dem schwermütigen Titel „Since the Devil is gone I mostly feel lonely“ fortgesetzt (21 Uhr, Skalitzer Str. 134). Diese Woche spielt dort das frisch gebackene Duo Soliton, bestehend aus dem legendären Free-Jazz-Drummer Chris Corsano und der experimentellen Musikerin und Performancekünstlerin Jenny Gräf. Corsano arbeitete bereits mit Paul Flaherty und Björk zusammen und ist längst nicht mehr nur Jazz-Drummer, sondern Experimental-Geheimtipp, seit er in sein Drumkit Saxophonblättchen, Geigensaiten und Topfdeckel integrierte. Jenny Gräf wiederum arbeitet meist eine sozialen Dimension in ihre Kunst hinein, indem sie etwa mit Alzheimer-Patienten musiziert oder bei Performances eine alternative Leseweise von Archäologie mit Hilfe ihres Publikums erarbeitet. Am Sonntag wird Gräf singen sowie Tranoe und Gitarre spielen.
Jeder, der schon mal einen Auftritt von Bruce Springsteen miterlebt hat, weiß noch Jahre danach davon zu schwärmen. So auch Autor Erik Kirschbaum, der gleich ein ganzes Buch darüber geschrieben hat. Aber eben nicht über irgendeinen Gig. „Rocking the Wall. Bruce Springsteen: The Berlin Concert That Changed the World“ heißt das bei Berlinica erschienene Werk, in dem Kirschbaum die Folgen von Springsteens Berlinauftritt am 19.7.1988 unter die Lupe nimmt, wo „the Boss“ sich vor 300.000 Zuschauern für den Fall der Mauer aussprach. Am Sonntag liest Erik Kirschbaum daraus im Buchladen Shakespeare & Sons (19.30 Uhr, Raumerstr. 36).
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