China süß-sauer

Die vierteilige Dokumentationsserie „China“ (22.45 Uhr, ZDF) überzeugt mit ihrem Ansatz, über interessante Protagonisten den gesellschaftlichen Wandel im „Reich der Mitte“ zu erklären

„Speisen des Himmels – das bunte, dramatische Panorama eines hungrigen Landes, das seinen Platz am Tisch der Welt sucht und dem nichts so heilig ist wie seine Mahlzeit“. Wer sich von solchen Sprüchen aus dem ZDF-Werbetext nicht abschrecken lässt und sich auch nicht am reißerischen Ton des Sprechers vor allem zu Beginn des ersten Beitrags stört, den erwartet mit „China“ eine ansonsten gut gemachte Dokumentationsserie über das heutige China.

Zusammen mit der Canadian Broadcasting Corporation und der New York Times hat das ZDF diesen Vierteiler produziert. Zwei Jahre vor den Olympischen Spielen in Peking, denen ein eigener Beitrag gewidmet ist, wollen die Macher aus globaler Perspektive über Entwicklungen im Reich der Mitte informieren. Zu den Stärken zählt dabei, dass sie immer wieder interessante Menschen in den Mittelpunkt stellen.

Der erste Beitrag „Speisen des Himmels“ holt die Zuschauer dort ab, wo sie wohl alle schon einmal Erfahrungen mit der chinesischen Kultur gemacht haben: beim Essen in einem China-Restaurant. Doch das Reich der Mitte exportiert nicht nur seine Küche, sondern inzwischen auch Lebensmittel im großen Stil. So zählt das Land etwa bei Äpfeln zu den Weltmarktführern.

Der Film erläutert nicht nur den großen Stellenwert des Essens in Chinas Kultur, sondern widmet sich den dahinter stehenden Lebens- und Arbeitsbedingungen der Bauern, die mit großen Umweltproblemen konfrontiert sind. Diese gefährden nicht nur die Produktion gesunder Nahrungsmittel, sondern bedrohen die Menschen auch existenziell. So gelingt den Autoren Gert Anhalt und Susan Teskey nach einem unterhaltsamen Einstieg bei den Woks und Märkten der Schwenk zu den politischen Auseinandersetzungen. Sie begleiten einen Anwalt zu Recherchen in die Provinz, der dort Bauern im Kampf gegen die Umweltsauereien einer Gerberei unterstützt. Dabei wird deutlich, welche Möglichkeiten die Menschen heute im autoritär regierten China haben, sich für ihre Rechte einzusetzen, und wo dabei die Grenzen sind.

Andere Grenzen wie die wachsende Versteppung im Nordwesten setzt scheinbar die Natur. Doch die Autoren zeigen, welche Probleme menschengemacht sind, aber auch wer sich auf bewundernswerte Weise für Änderungen einsetzt. Die Reihe, zu der auch Beiträge über die Wirtschaftsentwicklung sowie über die Metropole Schanghai gehören, ist eine lebendige und differenzierte Einführung in das China von heute. SVEN HANSEN

23. 3. 23 Uhr „Werkbank der Welt“; 29. 3. 22.45 Uhr „Spiele der Macht“; 30. 3. 23 Uhr „Stadt der Träume“