Professionelleres Kita-Angebot

KINDERBETREUUNG Der Paritätische will die von Elternvereinen betriebenen Kitas verbessern. Den Anfang macht eine Stärken-Schwächen-Analyse

„Wenn man sich selbst bewertet, neigt man dazu, sich etwas besser aussehen zu lassen und Schwachpunkte nicht so ernst zu nehmen“

Herbert Förster, Paritätische Gesellschaft für soziale Dienste

Kindertagesstätten, die von den 130 privaten Elternvereinen in Bremen betrieben werden, sollen professioneller werden. Dieses Ziel hat sich deren Dachverband, der Paritätische Bremen, gesetzt. Zu diesem Zweck sei ein Fragebogen mit 230 Fragen entwickelt worden, den die Leitungen der Kitas ausfüllen sollen, sagte gestern Herbert Förster, Fachberater bei der Paritätischen Gesellschaft für soziale Dienste.

Eine Auswertung würde ihnen dann Stärken und Schwächen neutral darstellen, so Förster. „Wenn man sich selbst bewertet, neigt man dazu, sich etwas besser aussehen zu lassen und Schwachpunkte nicht so ernst zu nehmen.“

Mit dem Ausbau der Kinderbetreuungsplätze unter drei Jahren würden Kitas stärker in Konkurrenz zueinander stehen als früher, als Eltern froh sein mussten, überhaupt einen Platz zu ergattern. „Eltern sind selbstbewusster geworden“, bestätigte Ekkehard Thiem, der die Uni-Kindertagesstätte mit 48 Kleinkindern in sechs Gruppen leitet. Er ist Teilnehmer des ersten Paritätischen Lehrgangs für Kita-LeiterInnen, in dem der Fragebogen erarbeitet wird und wo gelehrt wird, die Qualität der eigenen Einrichtung systematisch zu verbessern.

Erstmals in diesem Jahr – also seitdem der Rechtsanspruch auf eine Betreuung auch unter drei Jahren besteht – habe er erlebt, dass Eltern offen gesagt hätten, sie sähen sich noch andere Einrichtungen an. „Vorher gaben die sich alle Mühe, gut rüberzukommen und haben nicht ehrlich gesagt, was sie denken, weil sie Angst hatten, keinen Platz zu bekommen.“ An der Qualitätsoffensive arbeiten derzeit nur die Elternvereine, die mehr als drei Gruppen betreiben. Diese sind zwar in der Minderheit, bieten dafür zusammen aber 1.500 der 2.600 Plätze in Elternvereinen.

Förster räumte ein, dass es für die kleineren Elternvereine schwieriger werden wird, sich zu beteiligen. Hier gibt es keine Leitungen, nur die Erzieherinnen und die Eltern, die sich neben ihrer Berufstätigkeit im Verein engagieren. Ab 2015 soll das Programm aber auf alle ausgeweitet werden. Die Fragen betreffen alle Aspekte des Kindergartenalltags. Eine der wichtigsten sei, wie es gelinge, auf die Wünsche der Kinder einzugehen.  EIB