Teheran stimmt Gesprächen mit den USA über die Lage im Irak zu
: Aufwertung durch den „großen Satan“

Von Ajatollah Chomeini stammt das Zitat, wenn es um die Interessen des Gottesstaats gehe, könne man selbst auf islamische Grundsätze wie Beten und Fasten verzichten. Demnach könne man wohl auch mit dem „großen Satan“ USA verhandeln, muss sich Revolutionsführer Ali Chamenei gedachte haben, als er nun Gesprächen mit Washington zugestimmt hat.

Es ist nicht ganz klar, von wem die Initiative ausgegangen ist. Doch es besteht kein Zweifel, dass beide Seiten ein großes Interesse an einem Treffen haben: Die USA stecken als Besatzungsmacht im Irak in einer tiefen Krise, aus der sie offenbar nicht allein herausfinden. Dem eskalierenden Bürgerkrieg ist allein mit militärischen Mitteln nicht beizukommen. Washington kann sich aber auch nicht einfach so davonmachen und damit eingestehen, dass der Krieg den Irakern statt Demokratie nur Chaos und Zerstörung beschert hat.

Um aus diesem Dilemma herauszukommen, braucht Washington Teherans Hilfe. Iran verfügt über großen Einfluss im Irak, vor allem unter den Schiiten, die jetzt die größte Macht darstellen. Der Iran könnte, wenn er wollte, einen wichtigen Beitrag zur Beruhigung der Lage leisten. Aber was für einen Grund gäbe es für den Iran, gerade dem großen Satan, der dem Land mit Sanktionen und gar mit Krieg droht, aus der Patsche zu helfen? Eigentlich keinen. Im Gegenteil: Je größer die Unruhen im Irak sind, desto geringer ist die Gefahr eines militärischen Angriffs.

Es sei denn, die USA würden Iran ein attraktives Angebot machen: zum Beispiel, in einer Erklärung auf militärische Maßnahmen zu verzichten. Doch darauf wird sich Washington nicht einlassen. Somit wird aus den Gesprächen für die USA kaum etwas herausspringen, wohl aber für den Iran. Schon die Tatsache, dass die USA den iranischen Einfluss im Irak akzeptieren, bedeutet einen Prestigegewinn für Teheran. Damit wird die iranische Drohung glaubwürdiger und die Behauptung bestätigt, dass ein militärischer Angriff auf Iran in der gesamten Region einen Flächenbrand auslösen würde. BAHMAN NIRUMAND