Der Antiprotestler

Die wenigsten Menschen möchten über ihrem Haus zum Greifen nahe Flugzeuge sehen und hören. Werden neue Start- und Landebahnen gebaut, die Lärmbelästigungen bringen, gehen die ruhebedürftigen Bürger auf die Straße. Das ist verständlich, gefährdet aber den ökonomischen Erfolg von Flughafenbesitzern und Fluggesellschaften. Also ein Fall für Lobbyisten wie Michael Eilfort, Vorstand der neoliberalen Stiftung Marktwirtschaft, der den Protestierern in dieser Woche indirekt die Legitimität ihres Tuns absprach.

Es liege nur eine „begrenzte gesamtgesellschaftliche Repräsentativität der Protestierenden vor“, analysierte der Gießener Sozialforscher Eike-Christian Hornig für die Stiftung; er hatte Fragebögen an die Protestler am Frankfurter Flughafen verteilt und ausgewertet. Das soziodemografische Profil innerhalb der Protestgruppe lautete: „älter, hochgebildet, zeitreich, ressourcenstark mit einer politischen Mitte-links-Orientierung“. Anders gesagt: Gebildete, egoistische Rentner verbauen mit ihrem Geschrei die Zukunft. Und davor warnt Eilfort: Das „von den Demonstrationen ausgehende Signal hin zu mehr Besitzstandswahrung und Status-quo-Denken“ habe auch Auswirkungen auf den Standort Deutschland. Dies gelte insbesondere für Wachstumschancen zur Erhaltung des Wohlstands.

Seit 2004 ist Eilfort Vorstand der Stiftung Marktwirtschaft, die sich für mehr Wettbewerb und für mehr Bereitschaft zur Eigenverantwortung der Bürger einsetzt – was letztlich nichts weiter als den Abbau der sozialen Sicherungssysteme zu Gunsten privater Versicherungskonzerne bedeutet, wie es Rot-Grün mit der Einführung der Riesterrente vorexerzierte. Vor 2004 war Eilfort Büroleiter von Friedrich Merz, einst die neoliberale Speerspitze der CDU. RICHARD ROTHER