Köhler will Aydin-Infos

Bundespräsident möchte vom Innensenator über Familie Aydin aufgeklärt werden. Ihr droht die Abschiebung

Für die 17-Jahre alte Kurdin Hayriye Aydin ist die Situation auch nach dem Empfang des Bundespräsidenten im Schloss Bellevue nicht leichter geworden. Zwar hat Innensenator Ehrhart Körting (SPD) bekannt gegeben, dass Hayriye und zwei ihrer Schwestern zur Beendigung ihrer Ausbildung in Deutschland bleiben dürfen. Bei den Eltern und den jüngeren Geschwistern bleibt er jedoch hart: Sie sollen abgeschoben werden.

Am Mittwochabend war Tochter Hayriye Ehrengast einer Veranstaltung des Bundespräsidenten Horst Köhler höchstpersönlich, der sie zusammen mit rund 250 anderen Jugendlichen für ihr ehrenamtliches Engagement würdigte. Hayriye unterstützt seit einiger Zeit eine Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus. Genützt hat der allseits beachtete Empfang nur bedingt. Gestern kündigte das Bundespräsidialamt an, dass es bei Körting um eine „ausführliche“ Darlegung der Hintergründe für die geplante Abschiebung der Eltern und vier von elf Kindern gebeten habe. Köhler wolle darauf achten, „dass es in Deutschland menschlich zugeht“, soll er bei einem Gespräch gesagt haben. Zudem soll er Aydin versichert haben, dass er sich konkreter mit der Bleiberechtsproblematik von langjährig in Deutschland lebenden Flüchtlingsfamilien beschäftigen wolle. Versprechen wollte Köhler ihr aber nichts.

Körting hatte die Ausweisung unter anderem damit begründet, dass die seit 17 Jahren in Deutschland lebende Familie mit gefälschten Papieren nach Berlin gekommen war. Zunächst gibt es Aufschub für die bevorstehende Familientrennung bis zum 21. April. Dann will sich der Petitionsausschuss des Abgeordnetenhauses erneut mit dem Fall befassen. Geprüft werden soll, ob der Familienvater als Kurde in der Türkei politisch verfolgt wurde und deshalb aus Angst falsche Angaben machte. FELIX LEE

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