KOMMENTAR: MARCO CARINI ÜBER AUSGESPERRTE FUSSBALLFANS
: Die Ahlhaus/Littmann-Linie

Hand in Hand sorgten Littmann und Ahlhaus dafür, dass möglichst wenig Rostock-Fans den Weg nach Hamburg antraten

Es war schon eine merkwürdige Allianz. Hand in Hand sorgten CDU-Innensenator Christoph Ahlhaus, stets bereitwillig als Hardliner sich gebend, und der grünennahe Präsidenten des FC St. Pauli, Corny Littmann, dafür, dass möglichst wenige Rostocker Fans sich auf den Weg nach Hamburg machten. Und freuten sich nachher demonstrativ darüber, wie schön ruhig es am Millerntor doch geblieben war.

Der Preis für diese Friedhofsruhe: die Auseinandersetzungen im Stadion zwischen verschiedenen Fans des FC St. Pauli. Nachvollziehbar, dass die Ultras gegen jede Fanaussperrung protestieren wollten. Sie wählten dazu jedoch ein so untaugliches Mittel, dass fortan nur noch über diese Blockade diskutiert wurde. Nachdem sie nun endlich Selbstkritik geübt haben, sollte diese Diskussion aber abgehakt werden – und der Fokus wieder auf die Grundrechtsaushöhlung gelegt, die den Rostockern widerfuhr.

Ohne jede Differenzierung zwischen friedfertigen und gewaltbereiten Fans wurden sie mit Aufenthalts-Verboten belegt. Und das könnte – sollte die Ahlhaus/Littmann-Linie Schule machen – bald auch anderen Fans bei Auswärtsfahrten passieren. Warum nicht jenen des FC St. Pauli? Eine Entwicklung, die Grundrechte mit Füßen tritt und genau die Aggression befördert, die die Polizei angeblich in den Griff kriegen will.