Die Schüler

In den späten Achtzigern konnte man dem Einfluss von Prince kaum entgehen: von George Michael über Ready For The World bis zu Janet Jackson orientierten sich Heerscharen von Künstlerinnen und Künstlern an seiner Spielart des Funk.

Mit den Neunzigern trat die Bedeutung von Prince dann zugunsten anderer Spielarten zurück – bis der Sänger D’Angelo 1995 sein Album „Brown Sugar“ veröffentlichte. Da war zum einen die Inszenierung seiner Musik als Autorenfunk, die D’Angelo zum Prince-Epigonen machte. Doch auch die Überblendung von Gottesglaube und Sex folgte dem Vorbild des „Purple Man“ – besonders beeindruckend im Videoclip zu „Untitled (How Does It Feel)“, das D’Angelo full frontal nackt und schwitzend zeigt.

Ganz anders Lil Jon, einer der erfolgreichsten HipHop-Produzenten der vergangenen Jahre. Crunk nennt sich das Genre, das er begründet hat: Es ist Südstaaten-HipHop mit dem brutalstmöglichen Stumpfness-Faktor. Doch die Art wie Lil Jon seine Synthesizerfanfaren einsetzt, verdankt Prince mindestens so viel wie belgischem Hardcore-Techno. Funk muss immer auch dreckig und kaputt sein.

Die musikalische Revolution, die Prince mit seinen ersten Platten lostrat, basierte auf seiner Entscheidung, die Bläsersätze des Siebzigerjahre-Funk durch Synthesizer zu ersetzen und zusätzlich zum Schlagzeug seine Linn Drummachine anzuschließen. Niemand hat diese Maschinisierung des Funk genialer weiter gedacht als Derrick May, in den späten 80ern einer der Väter des Detroit Techno. Selten war Maschinenmusik so poetisch durchwirkt von persönlichsten Gefühlen. RAPP