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die taz vor 12 jahren: Kohl feiert nicht mit den Alliierten in der Normandie – und das ist gut so

Mit freudiger Erregung habe ich vernommen, daß Helmut Kohl an den Feiern zum 50. Jahrestag der alliierten Landung in der Normandie vom 6. Juni 1944 nicht teilnehmen wird – gut so, denn mit diesem deutschen Kanzler wäre es eine dicke Lüge gewesen!

An den Feierlichkeiten fünf Dezennien nach Errichtung der „Zweiten Front“ kann ehrlichen Herzens nur jemand teilnehmen, der in diesem Zusammenhang nicht von „Siegern“ schwätzt, sondern von „Befreiern“ spricht. Der begriffen hat, was Hitlerdeutschland Europa und der Welt antat, und der den Mut besitzt, dies unabhängig von wahltaktischen Erwägungen den verantwortlichen Verdrängergenerationen klarzumachen, und zwar zum Wohle der schuldlos beladenen Söhne, Töchter, Enkel und Enkelinnen. Helmut Kohl hat das nie getan. Er bleibt der Mann der verfehlten Soldatentrauer von Bitburg; der Gastgeber des unsäglichen Kurt Waldheim, weiland österreichischer Präsident mit Gedächtnislücken aus dem Zweiten Weltkrieg; er bleibt der Erfinder jenes Deutschen Historischen Museums, in dessen tausendjährigem Glanz-und-Gloria-Bogen von Karl bis Helmut dem Großen das Dritte Reich gerade mal eine Duodezperiode dargestellt hätte. Helmut Kohl, der nie etwas anderes getan hat, als das entscheidende Instrument der nationalsozialistischen Reichsführung zur Realisierung ihrer verbrecherischen Welteroberungspläne – die deutsche Wehrmacht – zu entnazifizieren und zu exkulpieren. Dieser deutschtümelnde Oggersheimer am „Omaha Beach“? Nein und dreimal Nein! Ralph Giordano, 24. 3. 1994

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