DIETER LOHMEIER, NORDFRIESLAND-FORSCHER
: Von außen eingearbeitet

■ war 20 Jahre lang Direktor der Landesbibliothek in Kiel. Ende April erhält er den Nospa-Kulturpreis.Foto: Nospa

„Nordfriesisch“, sagt Dieter Lohmeier, „interessiert mich eigentlich nicht.“ Was ein wenig überraschend daher kommt: Immerhin hat der emeritierte Literaturwissenschaftler just den Kulturpreis der Nord-Ostsee-Sparkasse bekommen – für seine Verdienste um das Nordfriesentum.

Aber der in Neumünster geborene Lohmeier ist eben „kein echter Friese“, wie er sofort bekennt, und deren Sprache zu lernen, war nie sein Ziel. „Ich habe mich quasi von außen in die nordfriesische Kulturgeschichte eingearbeitet.“ Zum Beispiel in jene Bauernchroniken, die zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert entstanden: handschriftliche Texte, die, kaum überraschend, so oft von Sturmfluten und Deichbau handeln.

Die Aufzeichnungen „dienten eher der Selbstvergewisserung“, weiß Lohmeier, „und waren nicht zur Veröffentlichung bestimmt“. An Interessenten hätten die Bauern sie aber doch gern weitergegeben, vor allem an Pastoren – und mit denen begann die Verwässerung: „Diese Herren hatten etwas zu viel gelesen und wollten die Geschicke Nordfrieslands gleich mit der Weltgeschichte verbinden“, sagt Lohmeier und seufzt. „Die waren sehr anfällig für Spekulationen.“

Der 70-Jährige selbst spricht bedächtig und zieht einen sachlichen, unspektakulären Zugriff vor. Und schmückt sich schon gar nicht mit fremden Federn. Etwa, wenn er über Theodor Storm spricht: Zu dessen 100. Todestag brachte Lohmeier zusammen mit Karl-Ernst Laage eine Werkausgabe heraus. Am eindrucksvollsten sei ja die Eleganz, mit der Storm seinem „Schimmelreiter“ in letzter Minute einen anderen Schluss gegeben habe. „Das hat er unglaublich geschickt verschweißt.“ Aber das habe eben nicht er selbst herausgefunden, so Lohmeier, sondern Kollege Laage.

Dann wird er aber doch ein bisschen ehrfürchtig: Mit größter Disziplin habe der krebskranke Storm den „Schimmelreiter“ fertiggestellt, „alle Korrekturen präzise ausgeführt und zum vereinbarten Termin abgegeben. Das rührt mich immer noch an“. Was, vielleicht, mit Lohmeiers eigener Diszipliniertheit zu tun hat. Als nächstes plant der Ruheständler ein Buch zur Dithmarscher Geschichte. PS