Verpackungsanlage für Atommüll soll weg

ENDLAGER-STANDORT Umweltschützer wollen gegen die Gorlebener Pilotkonditionierungsanlage vorgehen. Bis November wollen sie Unterschriften gegen die Betriebsgenehmigung sammel

Macht die nukleare Infrastruktur ein Endlager in Gorleben wahrscheinlicher?

Kaum einer weiß es: Neben der Castorhalle, dem Fasslager für schwach radioaktiven Müll und dem Erkundungsbergwerk steht noch eine weitere Atomanlage im Gorlebener Wald: die Pilotkonditionierungsanlage. Sie sei das „Gelenkstück“ zwischen Castorlager und einem möglichen Endlager, sagen Atomkraftgegner. Sie fordern nun mit einer Unterschriftenaktion die Rücknahme der Betriebsgenehmigung für die Anlage.

Die hatte die niedersächsische Landesregierung im Jahr 2000 nach mehr als zehnjähriger Bauzeit erteilt. Die weltweit einzigartige Anlage darf jährlich bis zu 35 Tonnen abgebrannte Brennelemente aus Atomkraftwerken für die Endlagerung konditionieren, also von Castor-Transporthüllen in kleinere Behälter umpacken.

Das hatte aber nur Sinn, solange Gorleben als Endlagerstandort gesetzt war – offiziell nahm die Bundesregierung im Jahr 2000 von dieser Festlegung Abstand. Die Pilotkonditionierungsanlage brauchte einen neuen Daseinszweck, wurde zur Service und Reparaturstation für Castorbehälter erklärt. Die ursprünglichen Pläne wurden aber weiter verfolgt. Zwar läuft die Anlage bisher nur im Stand-by-Modus, ein Umschalten auf „heißen“ Betrieb ist aber jederzeit möglich. Die Betreiberin Gesellschaft für Nuklear-Service teilt mit, sie sei „genehmigt und voll funktionsfähig“.

„Die Pilotkonditionierungsanlage wird mit Sicherheit als Argument genutzt, um den Salzstock Gorleben als Endlager zu favorisieren“, warnt Wolfgang Ehmke von der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg. Bei der Suche nach einem Endlager sei Gorlebens nukleare Infrastruktur von Bedeutung – auch wenn dies offiziell dementiert werde.

Mit der Unterschriftenkampagne will die BI die Landesregierung nun auffordern, die Anlage gründlicher unter die Lupe zu nehmen und den heißen Betrieb zu verhindern. Die Listen sollen im November an Minister Stefan Wenzel (Grüne) übergeben werden.  REIMAR PAUL