KOMMENTAR: PETRA SCHELLEN ÜBER OSTERMÄRSCHE
: Neue Ära des Protests eingeläutet

Die Ostermärsche könnten wieder zu einer Manifestation echter Wut werden

Eigentlich ist es keine aufregende Oster-Meldung: dass auch 2010, wie seit 50 Jahren, Hunderte im Norden und anderswo zum Ostermarsch aufbrachen, um für den Frieden zu werben. Das ist inzwischen für Teilnehmer, Polizei und Medien freundliche Routine geworden; gleichgültig geworden, schaute man kaum noch hin.

Das könnte sich ändern: Beklemmend aktuell sind die diesjährigen Ostermärsche, die eher zufällig zeitlich mit dem Tod dreier deutscher Soldaten in Afghanistan zusammenfallen. Und sicherlich hatten die Ostermarsch-Organisatoren weder gehofft noch geplant, so konkret Menschen betrauern zu müssen – waren die Märsche doch seit Ende des Kalten Kriegs zu einer ideologischen Veranstaltung mit Bekenntnischarakter verflacht. Konkreter Krieg schien in weite Ferne gerückt.

Das ist jetzt anders geworden. Zwar nicht über Nacht; Deutschlands Afghanistan-Einsätze wurden nicht erst gestern beschlossen. Trotzdem scheint die Botschaft nur langsam durchzusickern: dass dabei sehr konkret junge Menschen sterben, Nachbarn, Freunde vielleicht.

Diese späte, aber jähe Erkenntnis könnte der Ostermarsch-Bewegung neuen Auftrieb geben. Es könnte sie wieder zu einem Politikum machen. Zu jener Manifestation echter Wut, die sie einst war. Und deren Argumente auch Politiker wieder ernst nehmen.