NPD fühlt sich von Gutmenschen bedrängt

Neonazis wollen heute in Stade gegen angebliche „faschistoide Intoleranz“ demonstrieren. Der CDU-Bürgermeister ruft genauso wie Antifagruppen zu Gegenaktionen auf. NPD-Kreisverband kooperiert eng mit Kameradschaften

„Faschistoide Intoleranz“ wollen Demonstranten heute in Stade anprangern. Der Vorwurf richtet sich aber nicht gegen eine neonazistische Vereinigung, sondern kommt ausgerechnet von der niedersächsischen NPD. Sie wirft der Stadt Stade vor, die „Meinungsfreiheit für sog. Neonazis“ einzuschränken. „Nicht mit uns“, meint der NPD-Landesvize Adolf Dammann. Unterstützt von rechtsextremen Kameradschaften wollen die Nationaldemokraten in der Kreisstadt an der Schwinge „dem Gutmenschenpopanz auf die Pelle rücken“.

„Wir erwarten 150 NPD-Anhänger“, erklärt Kriminaldirektor Lothar Niebuhr, und „mindestens 1.000 Gegendemonstranten“. Seit Wochen ruft auch das Bündnis „Stade stellt sich quer“, das von Antifagruppen, Gewerkschaften, Kirchen, Parteien und Vereinen getragen wird, zu Gegenaktionen auf.

„Wir müssen aufstehen und protestieren, damit derartige Feinde des Grundrechts und Feinde des Menschen nicht wieder das Sagen bekommen“, erklärt Bürgermeister Hans-Hermann Ott. Der CDU-Politiker schaut dem NPD-Vize Dammann schon länger auf die Finger. Zusammen mit der SPD-Bundestagsabgeordneten Margrit Wetzel hatte er Anzeige erstattet. Wetzel war im Dezember 2004 auf der Webseite der NPD-Stade als „trainierte System-Marionette“ bezeichnet worden, Ott als „Kehdinger Witzfigur“. Das Amtsgericht Stade verurteilte deswegen mehrere NPD-Kader im Januar 2006 wegen Beleidigung und Verunglimpfung des Staates. Dammann selbst musste 1.200 Euro Strafe zahlen.

Der 66-Jährige Dammann war einst Bankfilialleiter in Neukloster. Kaum war er Rentner, trat er offen für die NPD auf. Unter seiner Führung habe sich der Kreisverband zu einem Vorreiter neonazistischer Bündnispolitik entwickelt, erklärt Michael Quelle von der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ (VVN). Mittlerweile räumt auch der Landesverfassungsschutz ein, Dammann kooperiere „eng mit gewaltbereiten neonazistischen Kameradschaften“.

Für das Jahr 2004 registrierte die Polizei Stade „55 rechtsextremistische Delikte im Landkreis“ – 40 Propaganda- und zwei Gewaltdelikte. Auch heute geben sie sich nicht zimperlich. In einem Marsch-Aufruf drohen die Neonazis: „Die Hetze volks- und verfassungsfeindlicher Elemente in Stade gegen Nationalisten werden wir nicht unbeantwortet lassen“. Andreas Speit

Gegenaktionen: Demo: 10 Uhr Gemeindezentrum St. Georg, Kundgebung: 11 Uhr Wilhadi-Kirche