der wochenendkrimi
: Ein Ersatz-Wallander am Bodensee

„Tatort: Der schwedische Freund“, So., 20.30 Uhr (!), ARD

Wie schwedische Kommissare aussehen, weiß man ja mittlerweile: massig, mit grau melierter Tolle und schwarzen Schatten unter den Augen, die vom letzten Mittsommernachtmord herrühren. Der österreichische Schauspieler Peter Simonischek („Hierankl“) entspricht dieser Beschreibung und gibt in diesem SWR-„Tatort“ deshalb einen überzeugenden Ersatz-Wallander ab.

Dass er als schwedischer Ermittler Bo Johansson so ein charmantes Deutsch spricht, ist fix erklärt: Die Mutter stammt aus Wien, seine Exfrau aus der DDR.

Nachdem am Bodensee ein schwedischer Unternehmer erschossen worden ist, rückt der Skandinavier dann in Süddeutschland an. Kommissarin Klara Blum (Eva Mattes) ist von der Amtshilfe auch persönlich recht angetan; ein Kuss scheint hier nur ein paar ganz zaghaft-professionelle Zweifel weit entfernt. Blums edelspießiger Kollegen Perlmann (Sebastian Bezzel) ist da weniger überzeugt. Dass der robuste Schwede ihn geradezu plattduzt („Das machen wir so bei uns“) befördert seinen Argwohn – und der erweist sich dann auch als angemessen: Seine Dienstmarke musste Bo nämlich schon längst abgeben, und außerdem entpuppt sich der alte Schwede als Vater jener jungen Frau, die kurz vor der Bluttat in der Nähe des Opfers gesehen worden ist. – Sehr verdächtig.

Der Plot (Regie: Uli Möller, Buch: W. Anders) schwingt zwar gelegentlich etwas zu launisch in weit zurückliegende Ereignisse aus, doch als Krimidrama über brüchige Identitäten hält dieser „Tatort“ mit seinem falschen Schweden-Kommissar ein paar erhellende Szenen parat.

Hinter W. Anders verbirgt sich übrigens der Krimiautor Fred Breinersdorfer, der mit dieser Verfilmung nicht zufrieden war und dafür sein Pseudonym „W. Anders“ – Drehbuch war anders – benutzt. CHRISTIAN BUSS