LESERINNENBRIEFE
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Aufklären statt verteufeln

■ betr.: „Braucht Deutschland Coffeeshops?“, taz vom 24. 8. 13

Ein Coffeeshop im Görlitzer Park würde leider nur sehr, sehr bedingt helfen! Denn dort wird mit Sicherheit nicht nur Cannabis verkauft! Was diesem ganzen Wahnsinn Einhalt gebieten könnte, wäre einzig und allein die Entkriminalisierung und geregelte Ausgabe aller Drogen in dafür vorgesehenen Abgabestellen.

Diese Abgabestellen müssten natürlich eine (oder mehrere) gescheiterte Entzugstherapien zur Abgabe voraussetzen, da man ja keine Neukonsumenten provozieren will. Dies könnte man mittels Bescheinigungen ja auch leicht handhaben. Man könnte dadurch nicht nur den Schwarzmarkt besser kontrollieren, man könnte auch dadurch vereinnahmte Gelder in Prävention investieren. Man könnte kontrollieren, dass Abhängige eine geregelte Tagesdosis erhalten, die nicht mit Streckmitteln verseucht sind, die allein noch schädlicher sind wie manch eine Droge an sich. Und man könnte auch die Abgabe an Jugendliche wesentlich besser eingrenzen. Denn das Stichwort dieser ganzen Thematik ist die Prävention. Aufklärung heißt das Wort, das den gesellschaftlichen Umgang mit Drogen bestimmen sollte – nicht Verteufelung. PAUL ROHLEDER, Trier

Das Thema ist überfällig

■ betr.: „Land der dicken Hähnchen“, taz vom 22. 8. 13

Die Explosion der Megaställe für Hühner ist nur ein Teil der dramatischen Fehlentwicklung unserer Landwirtschaft. Bei Schweineställen passiert das Gleiche. Gerade wurde in der Uckermark die seit neun Jahren umkämpfte Schweinezucht- und Mastanlage in Haßleben für 37.000 Tierplätze genehmigt. Ohne Rücksicht auf die touristische Entwicklung in dieser traumhaften Region, ohne Berücksichtigung der Altlasten aus DDR-Zeiten mit damals 130.000 Schweinen. Jetzt müssen die Bürger klagen, wegen falscher Grundlagen für die Genehmigung in Bezug auf die Umweltschäden.

Im Ackerbau ist es das Gleiche: Zunehmend werden Flächen von Großinvestoren erworben, die ihre Flächen mit Mais ohne Fruchtwechsel für ihre Biogasanlagen bepflanzen lassen – durch Bauern, die ihre Flächen verkauft haben und zu Lohnunternehmern wurden. Doch der Staat fördert weiter die industrielle Landwirtschaft, ohne Rücksicht auf die sozialen und ökologischen Folgen. Ferien auf dem Bauernhof: ein Auslaufmodell. ANITA SCHWAIER, Angermünde

Staatskrise vermieden

■ betr.: „Ein nicht vorstellbares Versagen“, taz vom 22. 8. 13

Wieder einmal stand nicht die vollständige Aufklärung und Suche nach der Wahrheit im Fokus der Untersuchung, sondern das Vermeiden der Staatskrise. Alles schön auf kleiner Flamme gehalten und dann Empfehlungen ausgesprochen, die in einem Rechtsstaat eine Selbstverständlichkeit sein müssten.

Aber was ist von einem Staat zu erwarten, in dem viel zu geringe Strafen bei rassistisch motivierten Taten verhängt werden, in dem Menschen anderer Hautfarbe in Polizeigewahrsam verbrennen und danach lasche Ermittlungen geführt werden, der Demonstrationen zulässt, auf deren Banner menschenverachtende Sprüche zu sehen sind. Es hieß einmal „Wehret den Anfängen“. Politik, Sicherheitsbehörden und Justiz haben hier niemals Vorbildfunktion gehabt und damit gefährliche Weichen gestellt, die rechtes Gedankengut salonfähig machen. Das ist der Skandal, der in der Konsequenz zu Szenen wie zuletzt in Berlin-Hellersdorf führt.

GABRIELE MEIER-SESKE, Berlin

Einfach nur armselig

■ betr.: „Er hatte nur den Koran“, taz vom 26. 8. 13

Herr de Maizière darf ungestraft 800 Millionen – oder waren es Milliarden? – Steuergelder verbraten. Aber wenn es um Menschen geht, egal, welchen Alters, Nation oder Geschlecht, da hat unsere Regierung echt ein Problem, wenn es um Geld geht. Menschen machen sich nicht so gut in Sachen Gewinnmaximierung, es dauert zu lange, bis man Fortschritte sieht. In diesem Fall sieht man wieder ganz klar, wo bei unseren Politikern die Schwerpunkte liegen im Denken und Handeln: ganz sicher nicht bei den Menschen, deren Vertreter sie auf der politischen Bühne sein sollten.

Einfach nur armselig. MONIKA KLAIBER

Kein Zaster, Zahn weg

■ betr.: „Mit Stäbchen in meinen Wurzeln“, taz vom 26. 8. 13

Liebe Barbara Dribbusch, es gibt uns, die wir gute Wurzelkanalbehandlungen machen, ohne den elitären Schickimickischnickschnack nebendran, auch für wesentlich weniger Zuzahlung.

Bei einem schwierigen 7er (dessen erfolgreiche endodontische Therapie einen hohen apparativen und zeitlichen Aufwand erfordert, letztlich auch das Können, das man zum Glück nicht nur in den USA erwerben kann) reicht der „Kassensatz“ leider nicht aus.

Unter bestimmten Umständen kann man die Wurzelbehandlung eines Backenzahns gar nicht über die Krankenkassen abrechnen. Leider. Wer keinen Zaster hat oder dafür ausgeben will, verliert den Zahn. Wie früher, als man die Endodontie technisch noch nicht so gut im Griff hatte. Leider tritt die taz mit dem Beitrag einmal wieder ihre Füße in den üblichen Klischees platt. Sie liegt trotzdem in unserem Wartezimmer. Aber Leute, mit solchen Texten kommen wir der Vision einer besseren und gerechteren Krankenversorgung nicht näher. ULRICH MAURER, Tübingen