Ping-Pong und Spiritualität

Ein Name wie Stereolab verpflichtet. Dachte sich wohl der Gitarrist Tim Gane, früher eine treibende Kraft der beliebten Post-Krautrockband. Auch wenn sein Ende 2012 gegründetes neues Projekt Cavern of Anti-Matter heißt und hörbar wenig Stereo im Munde führt, hat der Wahlberliner das erste Album dieses Trios gleichwohl in Mono aufgenommen und anschließend ins Stereoformat „übertragen“.

Welche wahrnehmungserweiternden Effekte so eine Strategie erzielen kann, bekommt man zum Auftakt der Platte mit „You’re An Art Soul“ wortwörtlich um die Ohren gehauen: Hier wird der Regler im Ping-Pong-Stereo-Stil so unsanft von rechts nach links hin- und hergezogen, dass sich der Kopf am Ende des Stücks wie nach einem ausgedehnten Schleudergang anfühlt.

Damit sind die Sinne für die restliche Reise ordentlich weichgeklopft. Wobei es dann deutlich sanfter zugeht. Ein Titel wie „Sound-Magic’s Death Ray Destroys The Vortex And Has Union With Infinity“ mag in seiner Länge zwar abschreckend wirken, hinter der Wortkaskade verbirgt sich allerdings eine ziemlich nahtlos an die Motorik-Tradition von Stereolab anknüpfende, freundlich pulsierende Nummer mit hymnischen Synthesizern und stoisch rollendem Schlagzeug. Selbst da, wo es abstrakter zugeht, erdet man das Geschehen durch die treibende Gleichförmigkeit des Rhythmus, der mitunter durchaus zum Tanzen geeignet ist.

Tanzen lässt sich ebenfalls zu einigen Remixen von Guido Möbius’ Album „Spirituals“. „Though the Darkness Gathers“ heißen die dieser Tage erscheinenden Bearbeitungen der geistlichen Gesänge, die Möbius im vergangenen Jahr in sehr unorthodoxer Form und keinesfalls besonders fromm dargeboten hatte. Dazu passend haben die Sick Girls ihrer Version von „All Around Me“ ein Witch-House-Gewand übergeworfen, dessen aufgepeitschter Beat ohne großen Umweg auf den Körper zielt.

Andere Versionen gehen weniger stark auf Clubbedürfnisse ein, bewahren dafür aber den Möbius-typischen, punktgenauen Funk. So zitieren der Bassmusik-Experimentalist Senking oder der Noise-Experte Jason Forrest jeweils Gitarrenriffs aus den Originalen, um die sie dann höchst unerwartete Konstellationen stricken. Der finnische Produzent Mesak hingegen zelebriert den Untergang Babylons mit einem fast ritualistischen Klangstrudel in Zeitlupe. In diesem Sinne: „Send the Ark“!

TIM CASPAR BOEHME

■  Cavern of Anti-Matter: „Blood-Drums“ (Grautag); Guido Möbius: „Though the Darkness Gathers“ (Karaoke Kalk/Indigo)