Pokal schlägt drei Meisterschaften

Der FCR-Duisburg darf nicht nach Berlin. Im Halbfinale um den DFB-Pokal der Frauen unterlag der Tabellenführer der Bundesliga dem 1. FFC Frankfurt. Neben dem Spiel verlieren die Duisburgerinnen auch jede Menge Kohle

DUISBURG taz ■ Birgit Prinz wollte sich nicht trösten lassen. „Lass mich in Ruhe“, schrie die Weltfußballerin der letzten Jahre Jürgen Tritschoks an, als der Trainer des Frauen-Fußball-Bundesligisten 1. FFC Frankfurt seine Vorzeige-Athletin in den Arm nehmen wollte. Prinz schrie so laut, dass sie sogar den Lärm der 2.044 Zuschauer im Duisburger PCC-Stadion übertönte. Mit 2:1 (2:0) gewann Frankfurt zwar das DFB-Pokal-Halbfinale beim FCR Duisburg und löste zum achten Mal hintereinander das Ticket für das Endspiel in Berlin. Prinz wird am 29. April auf der Tribüne sitzen. In der 87. Minute trat sie im Zweikampf gegen Anne van Bonn in Höhe der Mittellinie recht übel nach und wurde vom Platz verwiesen.

Die Duisburgerinnen konnte das auch nicht trösten. Zwar weist FCR-Präsident Ferdi Seidelt stets und gerne daraufhin, dass man ein aufstrebender Club sei, dem mit jungen Spielerinnen die Zukunft gehört, in der Gegenwart merkt das aber keiner. Zwar ist der FCR aktueller Liga-Spitzenreiter, kann von den Frankfurtern durch vier Nachholspiele aber noch problemlos überflügelt werden. „Wir wollten unbedingt nach Berlin“, sagte Seidelt mit verweinter Stimme. Allein die Teilnahme am Pokalfinale bringt durch die Fernseh-Übertragung viel mehr Prestige, Aufmerksamkeit und Geld als drei deutsche Meisterschaften.

Nervös begann der FCR das Match und wurde vom Favoriten prompt bestraft. Sandra Smisek (6. Minute) und Prinz (32.) nutzen die ersten beiden Torchancen zur schnellen Führung. Mehr Möglichkeiten, Tore zu erzielen, erarbeiteten sich die Gäste, die weit unter ihrer Normalform blieben, nicht. Weil Duisburg aber ein gutes Dutzend hochkarätiger Möglichkeiten in den Wind schoss, reichte das. Nur Nationalstürmerin Inka Grings gelang der Anschlusstreffer (73.). Insbesondere Grings vergab aber auch jede Menge bester Einschuss-Möglichkeiten. Alleine in den ersten zehn Minuten des zweiten Durchgang standen die als „Löwinnen“ bezeichneten FCR-Spielerinnen fünf Mal frei vor FFC-Keeperin Marleen Wissink, bissen aber nicht zu.

Ihr Gegenüber, die Nationaltorhüterin Silbe Rottenberg, blieb hingegen beschäftigungslos. „Wir haben einfach dumme Gegentore bekommen und wurden für unser Engagement nicht belohnt“, schimpfte Rottenberg, die in ihrer Karriere zwar schon etliche Titel erringen konnte, zuletzt aber 1993 mit dem TSV Siegen den DFB-Pokal gewann. „Lange her“, sagt Rottenberg. Noch mindestens ein Jahr muss sie sich gedulden. Im Sommer wechselt die 34-Jährige zum FFC Frankfurt. International will sie dort spielen – und für das Pokalfinale scheinen die Hessinnen ja ohnehin ein Abo zu haben.

Während Tritschoks später das „packende Spiel und die abgeklärte Spielweise meiner Mannschaft“, lobte (“Die Rote Karte für Prinz habe ich nicht gesehen“), ärgerte sich FCR-Coach Dietmar Herhaus, dass der „große kämpferische und spielerische Einsatz nicht belohnt wurde.“ 60 Minuten dominiert Duisburg das Geschehen, übrig blieb nur die Hoffnung, den Titelkampf spannend zu gestalten. „Vielleicht haben wir ja am 5. Juni doch ein Finale. Dann kommt Frankfurt am letzten Bundesliga-Spieltag wieder zu uns“, meinte Herhaus. Tritschoks lächelte bei diesen Worten nur milde.

Die meisten seiner Spielerinnen freuten sich derweil. „Supergeil, wir fahren wieder nach Berlin“, jubelte Steffi Jones. Ihre Teamkollegin Prinz trat in dem Augenblick aufgebracht in die Bande, wollte lieber gar nichts mehr sagen und signalisierte deutlich, dass man dieser wütenden Frau besser nicht zu nahe kommen sollte. ROLAND LEROI