lehrermangel an hauptschulen
: Imagepflege hilft nicht

„Nach Jahren der Vernachlässigung soll die Hauptschule endlich wieder eine wichtige Rolle spielen“, erklärte Schulministerin Barbara Sommer bei ihrem Amtsantritt. Mit mehr LehrerInnen und mehr Ganztag versuchte sie, das Image der Hauptschulen aufzupolieren. Doch den Abwärtstrend bei den Anmeldungen vermochte die CDU-Ministerin nicht aufzuhalten: Nur noch 16 Prozent der Kinder werden ab August auf die Hauptschule gehen – noch weniger als im Vorjahr. So mancher Einrichtung zwischen Aachen und Minden droht die Schließung. Da wo sie noch existiert, wird die Hauptschule mehr und mehr zum Sammelbecken für VerliererInnen.

KOMMENTAR VONNATALIE WIESMANN

Diese Stimmung schreckt auch LehrerInnen ab, wie man am derzeitigen Fachkräftemangel sehen kann. Dazu kommen Faktoren wie weniger Gehalt und fehlende Aufstiegsmöglichkeiten. Wer kann, flüchtet auf eine höhere Schulform. Das verbleibende Personal an Hauptschulen muss fachfremd unterrichten – ein weiterer Grund für Eltern, ihre Kinder nicht dorthin zu schicken.

Unter Schwarz-Gelb ist die Diskussion um einen längeren gemeinsamen Unterricht nach dem Vorbild anderer Staaten tabu. Sommer zieht es vor, den wettbewerbsorientierten, unionsgeführten Bundesländern nachzueifern – denn die haben ja bei PISA bekanntlich besser abgeschnitten als NRW. Doch was die Schulministerin nicht bedacht hat: In Baden-Württemberg zum Beispiel werden LehrerInnen spezifisch nach Schulformen ausgebildet: Haupt- und Realschullehrer auf Pädagogischen Hochschulen, Gymnasiallehrer an der Uni. PädagogInnen legen sich vorher fest, an welcher Schule sie unterrichten werden. Dort kann es nicht passieren, dass Hauptschullehrer mit begehrter Fächerkombination die Flucht ergreifen und andere für sie den Job mitmachen müssen.

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