Eine Million bewaffnet

In NRW sind über eine Million Schusswaffen in legalem Privatbesitz. Das Waffenrecht soll nicht verschärft werden

DÜSSELDORF taz ■ Völlig legal horten Privatpersonen in Nordrhein-Westfalen mehr als eine Million Schusswaffen. 2004 seien im größten Bundesland 706.747 Lang- und 327.097 Kurzwaffen registriert gewesen, so Innenminister Ingo Wolf (FDP) in einer Antwort auf eine kleine Anfrage der grünen Landtagsabgeordneten Monika Düker. Eine Verschärfung des Waffenrechts aber hält Wolf nicht für nötig: „Straftaten werden überwiegend mit illegal erworbenen Waffen begangen. Änderungen des Waffengesetzes können hiergegen kaum etwas erreichen“, schreibt der Minister.

„Geschockt“ zeigt sich dagegen Düker: „Mit über einer Million legaler Waffen hätte ich niemals gerechnet.“ Allein durch die Präsenz von Schusswaffen sinke auch die Hemmschwelle, diese zu benutzen, sagt die grüne Innenexpertin – und erinnert an die Amokläufe von Bad Reichenhall und Erfurt. Dort hatten 16- und 19-jährige Einzeltäter insgesamt 22 Menschen erschossen. Die Waffen beider Täter waren registriert: In Bad Reichenhall hatte der Schütze den Waffenschrank seines Vaters aufgebrochen. Der Amokläufer am Erfurter Gutenberg-Gymnasium war sogar selbst Mitglied eines Sportschützen-Vereins.

Die auch von NRW-Innenminister Wolf angeführte bundesrechtliche Verschärfung des Waffenrechts sei dagegen nicht ausreichend, glaubt Düker. Nötig sei eine bessere Prävention, etwa durch Anti-Gewalt-Trainings für Jugendliche. „Doch gerade bei der Jugendarbeit kürzt die Landesregierung“, klagt die Grüne. „Ohne Jugendzentren hängen die Jugendlichen auf der Straße herum.“ Erst zum Jahreswechsel habe ein 17-Jähriger in Gelsenkirchen einen Bekanntem mit einem Bauchschuss lebensgefährlich verletzt – allerdings mit einer illegalen, nicht registrierten Waffe. ANDREAS WYPUTTA