kurzkritik: ForscherAtelier im Universum
: Sturm im Marmeladenglas

Ein Schuhkarton mit zwei Löchern, ein Strohhalm, ein Häufchen Mehl. Pustet man in den Strohhalm, dann bläht sich das Mehlhäufchen auf und fällt in sich zusammen. „Vulkanismus“, sagt der nette Pädagoge. So, so. Weiß man jetzt, warum ein Vulkan spuckt? Nö.

Das neue „ForscherAtelier“ im Universum Science Center setzt auf bescheidene Materialien, um Schülern Physik und Erdkunde nahe zu bringen. Der Sturm im Marmeladenglas erklärt die Windbewegung um die Erdkugel. Der Anspruch aber hat nichts Kleinliches: Wer ins mehlverkrustete Röhrchen bläst, wird zum Forscher erklärt oder, im Universum-Sprech, zum „Neugierologen“. Wer aus Papier und einem kaputten Kugelschreiber ein Windrad basteln kann, ist ein „Erfinder“. Was geht wohl Grausiges im durchschnittlichen Sachkunde- oder Physikunterricht ab, damit Schüler es aufregend finden, für mindestens acht Euro Eintritt ein Marmeladenglas zu schütteln? Wahrscheinlich müssen dort die Gesetze gelernt werden, auf denen das Ganze beruht, oder die eine oder andere Formel. Wenn die Neugierologie-ProfessorInnen ihre Colaflaschen und Gummispinnen schon wieder eingepackt haben.

Annedore Beelte