Mehr als nur Pillen

SEELENLEID Ein Fachtag setzt sich für eine bessere Vernetzung der psychiatrischen Versorgung ein

■ ist Betreuerin für psychisch Kranke bei der Bremer Werkgemeinschaft und dort auch für Fortbildungen zuständig

taz: Helfen Gespräche genau so gut wie Tabletten, Frau Oelrich?

Dorothee Oelrich: Beides gehört zusammen. Die pharmakologische Behandlung ist zwar ein wichtiger Bestandteil von Therapie. Aber man muss diese in einen psychosozialen Gesamtzusammenhang einbetten: Der Alltag der KlientInnen und die Unterstützung ihrer individueller Ressourcen muss da ebenso eine Rolle spielen wie etwa die Ergotherapie oder eine psychotherapeutische Krisenintervention. Wir wollen, das auch andere Therapien und nicht nur pharmakologische stärker in den Fokus gerückt und auch einfacher als bisher von den Krankenkassen bezahlt werden.

Braucht man dafür auch mehr Personal?

Teils ja. Unser Ziel ist aber vor allem, das Selbsthilfe-Potenzial der KlientInnen zu fördern, damit sie unabhängiger von der traditionellen Versorgung werden.

Ist man nicht mittlerweile davon abgekommen, immer gleich Pillen zu verabreichen?

In der Praxis steht das immer noch stark im Vordergrund. Es ist vielfach gewollt, das anders zu machen. Und es gibt da in Bremen viele Möglichkeiten. Man braucht aber auch eine gute Vernetzung der Institutionen, um die Menschen vernünftig unterstützen zu können. Und wenn Klinik, Therapeuten, Ambulante Dienste, Ärzte und das betreute Wohnen in der Begleitung von Klienten gut aufeinander abgestimmt sind, dann wird oft auch eine Medikamentenreduktion eher möglich. INTERVIEW: MNZ

14-19 Uhr, Haus im Park, Klinikum Bremen-Ost, Züricher Str. 40