Bombenserie in Bagdad fordert erneut Dutzende Tote

IRAK Wahlsieger Allawi macht das Machvakuum für die jüngste Zunahme der Gewalt verantwortlich

„Während wir noch starr vor Schreck waren, gab es eine weitere Explosion“

BAGDAD apn | Eine Bombenserie in Bagdad hat am Dienstag fast 50 Menschen das Leben gekostet. Die jüngste Welle der Gewalt im Irak erreichte damit einen neuen Höhepunkt. Erst am Sonntag waren bei Anschlägen auf die deutsche Botschaft und weitere diplomatische Vertretungen mehr als 40 Menschen getötet worden, bei einem Überfall auf ein Dorf südlich von Bagdad wurden am Freitag mindestens 24 Sunniten erschossen. Insgesamt wurden von Freitag bis Montag mehr als 100 Menschen getötet.

Die Bombenserie vom Dienstag kostete nach Polizeiangaben 49 Menschen das Leben, mehr als 160 weitere wurden verletzt. Sie begann gegen 9.30 Uhr Ortszeit mit mehreren Explosionen in einem Wohngebiet im Schula-Viertel im Nordwesten Bagdads.

Kurz darauf detonierte auf einer Kreuzung eine Autobombe und beschädigte mehrere Gebäude, wie Polizeibeamte berichteten. Ein Augenzeuge sagte, der Anschlag habe ein Verkehrschaos angerichtet: „Autos kollidierten miteinander, aus einem Gebäude stieg Feuer und Rauch auf, und während wir noch starr vor Schreck waren, gab es eine weitere Explosion.“

Gegen 9.45 Uhr explodierte dann in einem Restaurant in der Innenstadt ein in einer Plastiktüte versteckter Sprengsatz. Verzweifelte Menschen suchten in den Trümmern des Gebäudes nach Überlebenden. Stunden später ging auf einem Markt in Bagdad eine in einem Auto versteckte Bombe hoch und tötete sechs Menschen.

Der Gewinner der jüngsten Parlamentswahl, Ajad Allawi, machte das nach der Abstimmung vom 7. März entstandene Machtvakuum im Irak für das Wiederaufflammen der Gewalt verantwortlich. Extremisten versuchten, die Ungewissheit über die politische Zukunft des Landes auszunutzen, sagte Allawi.

Der ehemalige Ministerpräsident hatte die Parlamentswahl mit seinem säkular ausgerichteten Wahlbündnis Irakia mit einem knappen Vorsprung von zwei Mandaten gewonnen. Der amtierende Regierungschef Nuri al-Maliki erkennt dieses Ergebnis allerdings nicht an. Um eine Regierung bilden zu können, wären Allawi und al-Maliki auf Koalitionspartner angewiesen.