Eis für alle – Lupinen machen’s möglich

SOJA-ERSATZ Lebensmittel aus der Hülsenfrucht sind eine Alternative nicht nur für Vegetarier

Zu viel, zu fett, zu ungesund: Die Deutschen leiden zunehmend unter Lebensmittelallergien. Doch Rettung scheint in Sicht. Im vorpommerschen Grimmen sollen künftig Lebensmittelzutaten aus Lupinen produziert werden: So wie das Lupinen-Eis „Lupinesse“, das – frei von Laktose, Gluten, Cholesterin sowie tierischen Eiweißen und Fetten – bereits seit einigen Monaten auf dem Markt ist. Nun sollen bis Ende des Jahres Joghurts, Soßen und Wiener Würstchen folgen.

Lupinen gehören wie Erbsen und Erdnüsse zu den Hülsenfrüchten. Beim Anbau reichern sie Nährstoffe im Boden an. Die Samen ihrer Zuchtvarianten – Süßlupinen – sind essbar, und – ähnlich wie die Sojabohne – sehr eiweißreich. Damit könnten Produkte erzeugt werden, für die bisher tierische Bestandteile unverzichtbar waren, sagt Katrin Petersen, Geschäftsführerin der Firma Prolupin in Grimmen.

Sie greife auf ein Verfahren zurück, das vom Fraunhofer-Institut im bayrischen Freising entwickelt wurde und mit dem das Lupinenkorn in mehrere Bestandteile getrennt werden kann. Diese haben einen Proteingehalt von über 90 Prozent, besäßen „eine ausgezeichnete Emulgierfähigkeit und einen neutrale Geschmack“, sagt Petersen.

Gegenüber der Sojabohne habe die Lupine den Vorteil, gentechnikfrei zu sein, ergänzt sie. Auf 1.000 Hektar werden in Mecklenburg-Vorpommern momentan Lupinen angebaut, ab nächstem Jahr werden es 1.500 bis 2.000 Hektar sein. Doch auch, wenn die Produktion begonnen hat, liegt der größte Teil des Weges noch vor den Lupinen-Produkten: „Die Kunst wird sein, dass sie im Einkaufsregal oder der Kühltruhe überhaupt gefunden werden“, sagt Petersen.

Denn die Zielgruppe lasse sich nicht mit üblichen Werbestrategien erreichen. In erster Linie handelt es sich um Allergiker, aber auch Vegetarier und solche, die sich bewusster ernähren wollen. Diese Klientel finde sich in speziellen Foren oder in sozialen Netzwerken wie facebook zusammen (www.facebook.com/Lupinesse). Entsprechend anspruchsvoll seien viele der 20 bis 30 Mail-Anfragen, die Petersen pro Woche beantwortet: Fragen nach der Zusammensetzung der Fettsäuren, wann mit weiteren Produkten zu rechnen sei oder einfach nur, wann eine neue Eis-Sorte auf den Markt komme.

Auch der Geschäftsführer der in Greifswald ansässigen Firma „Greifenfleisch“ steht schon in den Startlöchern und wartet auf die erste Lieferung aus Grimmen. Bis zum Jahresende will Walter Kienast sein Sortiment unter anderem um Wiener Würstchen und Leberwurst erweitern, die unter Verwendung von Lebensmittelzutaten aus der Blauen Süßlupine hergestellt werden. „Unsere Leberwurst ist dann deutlich fettreduziert und erhält nur noch zehn statt normalerweise über 40 Prozent Fett.“  (epd)