Brutale Selbstjustiz

Acht Jugendliche müssen in den Knast, weil sie vermeintliche Kinderschänder misshandelt haben

Acht Mitglieder einer Treptower Clique im Alter von damals 17 bis 31 Jahren, darunter zwei Mädchen, sind gestern vom Landgericht wegen gefährlicher Körperverletzung, schweren Raubes und Beihilfe sowie Amtsanmaßung und unterlassener Hilfeleistung zu zwei Jahren auf Bewährung bis neuneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Vier der Angeklagten bekamen Jugendstrafen, wobei eine heute 18-Jährige lediglich die Anweisung erhielt, an sozialen Trainingskursen teilzunehmen.

Im Mai vergangenen Jahres hatten sie im Stadtteil Treptow-Köpenick in unterschiedlicher Tatbeteiligung drei Männer, die sie für Sexualstraftäter hielten, gefoltert und ausgeraubt. Die Taten seien von besonderer „Grausamkeit“ und Menschenverachtung geprägt, stellte das Gericht fest. Ohne jedes Mitgefühl sei den Opfern Leid zugefügt worden. Sie hätten Selbstjustiz an Menschen begangen, die sie für Kinderschänder hielten, weil ihrer Ansicht nach der „Staat seine Aufgabe nur unzureichend erfüllt“ habe.

Ein 40-jähriger Bäcker war mit einem heißen Bügeleisen misshandelt worden und hatte DIN-A5-große Verbrennungen erlitten. Der Mann ist für immer entstellt. Einen anderen Mann hatte man in seiner Wohnung misshandelt, ihm die Augen verbunden und ihm gedroht, ihn mit kochendem Wasser zu verbrühen. Ein weiterer Mann war von zwei Angeklagten mit einem Schlagstock verprügelt worden. Auf dem Weg zu einem der Opfer waren außerdem zwei Punks spontan von den „tendenziell rechtsgerichteten“ Angeklagten, überfallen worden.

In dem nicht öffentlichen Prozess hatten die Angeklagten die Taten im Wesentlichen gestanden. Eine ehrliche Reue sei jedoch nicht bei allen erkennbar, stellte das Gericht fest. Auf die Frage nach dem Motiv konnte laut dem Richter keine Antwort gefunden werden. ddp