LESERINNENBRIEFE
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Sachliche Fehler

■ betr.: „Taxifahrer wollen weniger Konkurrenz“, taz vom 26. 8. 13

In Ihrem Artikel sind einige sachliche Fehler enthalten. Diese dürften auf redaktionelle Bearbeitung zurückgehen. Sie entsprechen keineswegs von mir getätigten Aussagen gegenüber dem Journalisten Peter Nowak. Bereits die Überschrift „Taxifahrer wollen weniger Konkurrenz“ geht am Kern der Sache vorbei. Die bei ver.di organisierten TaxifahrerInnen wollen keineswegs Erwerbslose ausgrenzen. Sie kämpfen vielmehr für einen gesetzlichen Mindestlohn von nicht unter 8,50 Euro und dessen Umsetzung im Taxialltag – für neue und alte Beschäftigte.

In diesem Zusammenhang wird die Praxis der Arbeitsagenturen kritisiert, mit staatlich subventionierten Vermittlungs- und Bildungsgutscheinen Erwerbslose in ein Gewerbe zu vermitteln, wo bereits heute prekäre Bedingungen mit Arbeitslöhnen von 4,50 bis 6,50 Euro herrschen. Durch ein Mehr an in Betrieb genommenen Taxen sinken die Umsätze pro Fahrzeug und damit auch die Löhne, da Letztere aus Provisionszahlungen am selbst eingefahrenen Umsatz bestehen.

Falsch ist auch die Unterüberschrift „Minigewerkschaft protestiert …“. Der Protest ging hingegen von einer Arbeitsgruppe innerhalb der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di aus, die bekanntlich Teil des DGB und keine „Minigewerkschaft“ ist. Unsere Verankerung bei ver.di drückte sich bei der Kundgebung auch dadurch aus, dass sowohl der Landesbezirksvorsitzende Rolf Wiegand als auch eine Mitstreiterin des Erwerbslosenausschusses kurze Reden hielten.

Des Weiteren ist unzutreffend, dass die Berliner Taxi-AG bei ver.di erst seit drei Jahren bestünde. Richtig ist hingegen, dass wir uns bereits seit sechs Jahren in monatlichen Abständen treffen.

ANDREAS KOMROWSKI,Mitglied der AG Taxi bei der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di

Überragender Bau

■ betr.: „Ein wenig geschätzter Bastard“, taz vom 27. 8. 2013

Ich bin, anders als Ihr Kommentator, froh darüber, dass der Bund die Rekonstruktion des Schlosses möglich macht und haben will, nicht nur gegen den Vorgängerbau der DDR gesetzt, sondern auch weil man das offensichtlich immer noch als einen landesweit überragenden Bau für Berlin ansieht. Davon ist in Berlin außer beim Reichstag nicht mehr viel zu verspüren, dass die Stadt mal eine eigentlich größere Dimension hatte. Hier verspürt man nicht mal mehr die Fusion mit Brandenburg als fehlend, den Zentralflughafen der DDR hat man sich abwickeln lassen, obwohl man den bei Sperenberg hätte zurückhaben können (wo Fraport/LH dabei sein wollten), das Regierungsviertel wird zum unterirdischen Touristenspaß, anstatt zum politischen Ort für die Bevölkerung, weil keiner die Kongresshalle als „Bundesforum“ sieht, so als würde das dort dann alles zu „ernst“, oder im Kongresswesen: Trotz Bundesregierung im Haus ist hier kein Denken an einen Ort für große politische Kongresse.

Wenn ich hingegen an das wirtschaftlich enorm dynamische Frankfurt am Main denke, da ist das ohne Wolken. Der Römerberg ist ein Treff, die Rekonstruktion der Fachwerkhäuser empfand ich, wie die Touristen, als etwas Gelungenes, als etwas Spaßiges, da reihen sich sogar die 50er-Jahre-Häuser als Denkmale ein!

Und so wird das mit dem Schloss hier zurück für Dom, Schinkelmuseum, Schlossbrücke, Zeughaus ebenso, und ist von daher nicht Bastard, sondern ich sehe das sogar noch als Aufforderung an dieses müde Berlin.

JÜRGEN SPIEGEL, Berlin-Neukölln

Ungepflegte Tiergehege

■ betr.: Volkspark Rehberge in Wedding

Ich würde Sie gerne mal auf einen Missstand in dem eigentlich schönen Volkspark Rehberge hinweisen. In letzter Zeit sieht man dort immer weniger Ziegen und Mufflons im Wildgehege – ein subjektiver Eindruck, doch es scheint, als würden dort deutlich weniger Tiere als noch im letzten Jahr gehalten. Die zwei Volieren beherbergen fast keine Vögel mehr! Früher waren hier in jedem Käfig mehrere Vögel. Am schlimmsten ist es aber im Wildschweingehege: Man sieht dort gar keine Tierpfleger mehr, die Tiere werden nur noch von Kleingärtnern aus den umliegenden Kolonien mit Fallobst gefüttert, denn einige von ihnen sind schon sehr abgemagert und sehen wirklich schlecht aus. Ich verstehe auch nicht, warum keine Jungtiere in das weitläufige Gehege integriert werden. Ein paar junge Säue und Eber, die im Frühling für Frischlinge sorgen würden, wären eine echte Attraktion für die Menschen im Wedding, einem Stadtteil, in dem es sich viele Familien schlichtweg nicht leisten können, den Zoo oder Tierpark zu besuchen. Vielen langjährigen Besuchern der Rehberge erscheint es mittlerweile so, als würden die Tiergehege aus Kostengründen nicht mehr gepflegt. FAMILIE DYMNY, Berlin

Biegsamer Platzeck

■ betr.: „Platzeck geht, Woidtke kommt“, taz vom 27. 8. 13

Platzecks frühere „Oppositionstätigkeit“ fand ausschließlich innerhalb des Kulturbundes der DDR statt. In der zusammenbrechenden DDR war seine Fähigkeit, Widerstand umgehend den Wind aus den Segeln nehmen zu können, hochwillkommen. Später erledigte der Ministerpräsident etliche Korruptionsskandale nach dem gleichen Muster einfach durch Eintrocknung. Wer sich nicht fügte, wurde mit wenig zimperlichen Mitteln kaltgestellt. Anders als der biegsame Platzeck, der zu DDR-Zeit kirchlich gebunden und zugleich aus der Kirche ausgetreten sein will, hatte Woidke bereits eine Haltung, als diese zu haben noch gefährlich war. Mit Woidke als Ministerpräsidenten können die Brandenburger hoffen, dass auch in Brandenburg der Rechtsstaat Einzug hält. Wunderlich, taz.de