EINE LANDPARTIE
: Ein bisschen schöner

Lauter schöne Picknickplätze. Kann das Kind endlich Pipi machen gehen

„Guck mal, wie schön“, sagt mein Mann und blickt versonnen aus dem Autofenster zu meiner Linken über brandenburgische Weiten und idyllische Resthöfe, die er gerade hübsch vergammelt und ich nur vergammelt finde. Plötzlich ein klägliches Würgen von rechts, dann fängt das Kind an zu kotzen, zwei Kilometer vor dem Ziel. Da ist das Croissant von vor zehn Minuten („Ich habe HUNGER!“), durchsetzt von etwas Grünem (Gurke?, Gras?), und ach, da kommt ja auch noch das Frühstücksei („Ich esse NUR Ei heute. NUR!“) hinterher. „Dann ist ja alles raus“, sagt mein Mann und schaut wieder nach links. Das Kind schreit, die Suppe stinkt, ich habe keine Taschentücher, Schwiegervater schweigt, kurbelt das Fenster herunter und fährt schneller.

Es ist gar nicht so schlecht, wenn ein Tag, an den man mit einer gewissen Erwartungshaltung herangeht (Wochenende, mal raus?, Paddeln in Brandenburg soll schön sein, man könnte die Eltern mitnehmen, die freuen sich!) so richtig kacke anfängt. Man wird dann ein wenig gleichgültig. Entspannter. Muss gar nicht mehr alles total schön werden, bisschen schöner würde auch schon reichen. Bisschen weniger Gestank, Parkplatz finden wäre toll, ein Kaffee vielleicht, ja.

Der Parkplatz kommt, der Kaffee auch, nicht schlimm, dass er nach Kondensmilch schmeckt. Das abgetrennte Stück Spree („Schwimmbad“) neben dem Zeltplatz wäre was fürs Kind, nicht schlimm, dass es nicht ins Wasser will. Paddeln macht Spaß!, auch wenn es ein bisschen regnet. Lauter schöne Picknickplätze am Ufer. Kann das Kind auch endlich Pipi machen gehen, nicht schlimm, dass es dabei die Unterhose nass pinkelt.

Nach Hause fahren macht auch Spaß. Mann, Kind und Schwiegereltern wollen eine Nacht auf dem Zeltplatz bleiben, ich muss am nächsten Tag arbeiten. Ich finde das eigentlich nicht so schlimm. ANNA KLÖPPER