HARALD KELLER DER WOCHENENDKRIMI
: Mörderisches Münsterland

Kassensturz im Münsteraner Antiquariat Wilsberg. Die Arbeitswoche hat 47 Euro eingebracht. Davon noch abzuziehen: Steuern und laufende Kosten. Bei Georg Wilsberg (Leonard Lansink) wundert die schlechte Ertragslage wenig – zu häufig sperrt er die Tür seines Ladengeschäfts in der Frauenstraße ab und betätigt sich als Verbrechensermittler. Zwar ist Detektiv sein offizieller Nebenberuf, nur bringen ihm die meisten Fälle leider kein Honorar ein.

Auch nicht der aktuelle, der ihn aus der Stadt heraus ins fiktive Havixwinkel führt. Dort hat Wilsbergs Kumpel Ekki Talkötter (Oliver Korittke) ein Haus geerbt, wie er eingangs strahlend berichtet. Umso länger dann das Gesicht, als sich die Immobilie als winzig und beinahe baufällig erweist. Unschön zudem, dass die Treppe von einer Leiche versperrt wird. Zu allem Überfluss geraten Erbe und Detektiv auch noch unter Mordverdacht und machen sich nebenbei auf andere Weise unbeliebt. Denn in Havixwinkel ist gerade ein Streit über die Energiefrage entbrannt – Selbstversorgung per Biogasanlage oder die teure Anbindung an die münsterländischen Kraftwerke, die Sicherheit versprechen? Natürlich spielt Ekkis ererbtes Anwesen eine Rolle, und natürlich steht der Mord in Zusammenhang mit dem Konflikt.

Die Münster-Krimis um Georg Wilsberg sind heimliche Quotenhits am Samstagabend. Die Figur hat der Romanautor Jürgen Kehrer erdacht, sie wurde vom ZDF aber gefälliger gestaltet – Wilsberg hökert mit Büchern statt mit Briefmarken, und an Neurodermitis hat der TV-Held nie gelitten. Der Tonfall bleibt heiter, mitunter geht’s in die Gefilde der Klamotte.

Die jüngste Folge mit dem Titel „Gegen den Strom“ macht da einen angenehmen Unterschied. Der Humor ist verhaltener, einzelnen Figuren wird anrührende Tragik zugebilligt; die Inszenierung erscheint sorgfältiger. Ein leiser, nach all den Jahren aber nötiger Fortschritt.

„Wilsberg – Gegen den Strom“; Sa., 20.15 Uhr, ZDF