SUSANNE KNAUL ZUM ISRAELISCHEN TAUSCHGESCHÄFT MIT UGANDA
: Deportationen

Wer hat denn kein Verständnis für ein Land, das mit den eigenen Problemen schon kaum zurechtkommt und sich zusätzlich den Kopf für andere zerbrechen soll. Da kommen Tausende Flüchtlinge und suchen Asyl, wo vorher schon kaum genug Platz war. Im Süden Tel Avivs kämpfen die Leute um den Mindestlohn. Jetzt müssen sie zusehen, wie ungebetene Gäste aus Eritrea und dem Sudan den Preis für die Arbeit unterbieten, weil sie Geld zum Überleben brauchen. Dass da Unmut aufkommt, war abzusehen.

Ebenso verständlich ist, dass sich der jüdische Staat, als der Israel definiert werden möchte, zuallererst um die eigene Gruppe kümmert. Erst diese Woche landete ein Flugzeug aus Addis Abeba auf dem Flughafen Ben Gurion und brachte ein paar Hundert Falaschmura, Äthiopier jüdischen Glaubens. Den einen legt man den roten Teppich hin, vor den anderen verschließt man die Tore. Auch das ist nicht ungewöhnlich. Jedes Land sucht sich die, die es haben will.

Worin sich Israel von den meisten westlichen Demokratien unterscheidet, ist die Vorgehensweise in der Problembewältigung: Schnell soll es gehen und gründlich dazu. Also sucht man sich einen Partner, dem man normalerweise nicht einmal den Schlüssel zu seinem Auto überlassen würde, und gibt ihm die Verantwortung für ein paar Tausend Menschenleben. Hauptsache, sie sind erst einmal weg. Was draußen mit ihnen passiert, ist dann nicht mehr Israels Angelegenheit.

Nicht genug damit – auch beim Preis, den der Handel kostet, guckt man nicht so genau hin. Da müssen dann Waffen her, die später vermutlich in den Gegenden zum Einsatz kommen, aus denen die Menschen, die man abschieben will, einst geflohen sind. So schließt sich der Kreis, und in der Hölle brennt es weiter.

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