Millionenteure Altlasten-Sanierung

RADON Der Sanierungsplan für den verseuchten Boden in Hannover-List steht. Die Kosten sollen Grundstücksbesitzer, Stadt und Region übernehmen, die radioaktive Erde nach Sachsen gebracht werden

Generell verweigern könnten die Besitzer die Sanierung wegen der gesundheitlichen Bedenklichkeit nicht

Jahrzehntelang bauten sie Gemüse auf radioaktiv belasteten Böden an, ihre Kinder spielten dort – erst dann erfuhren die Wohnungseigentümer, dass sie auf den Altlasten einer Chemiefabrik leben. Die Sanierung dieser Hinterlassenschaft kommt die Eigentümer in der List, einem der begehrtesten Wohngebiete in Hannover, teuer zu stehen. Der Sanierungsplan sieht Gesamtkosten von mehr als 4,3 Millionen Euro vor, sagte der Umweltdezernent der Region Hannover, Axel Priebs, am Mittwoch.

Bereits im vergangenen Jahr hatte sich die Hoffnung der Besitzer zerschlagen, dass der Verursacher, die Chemiefabrik Eugen de Haen oder deren Erben für die Kosten der Sanierungsarbeiten aufkommen. Das Verwaltungsgericht hatte im Dezember 2009 eine Haftung der Nachfolgefirma verneint.

Auf dem heutigen Wohngelände hatten von 1861 bis 1902 Teile der Chemiefabrik gestanden. Die gesundheitlich bedenklichen Radon-Werte wurden aber erst im Sommer 2008 gemessen. Außerdem werden im Boden Blei und Arsen vermutet. Insgesamt stehen auf dem rund 11.000 Quadratmeter großen Gelände knapp 100 Mehrfamilienhäuser.

Nun kommen auf die Grundstücksbesitzer Kosten von 50.000 bis zu 200.000 Euro zu. Fast ein Viertel der Kosten wollen Stadt und Region zur Verfügung stellen. Voraussetzung für die Finanzspritze ist, dass die 45 Grundstücksbesitzer mit der Region einen Sanierungsvertrag eingehen. Der Plan der Region sieht vor, 35 Zentimeter des belasteten Bodens abzutragen und 60 Zentimeter saubere Erde aufzuschütten. „Damit können die drei Hauptziele gewährleistet werden: Gefahrenabwehr, dauerhafte Nutzbarkeit der Grundstücke und Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen“, sagte Michael Bleier vom Bielefelder Institut für Umwelt-Analyse. Die chemisch und radioaktiv belastete Erde soll dann zu einer Deponie in Sachsen gebracht werden.

Die Bauarbeiten starten frühestens im Januar 2011. Generell verweigern könnten die Besitzer die Sanierung wegen der gesundheitlichen Bedenklichkeit nicht, betonte Priebs.  (dpa)