Tausende umzingeln Mega-Schlachthof

AGRARWENDE Am Wochenende wurde in Wietze gegen Europas größte Geflügeltötungs- anlage demonstriert. Auch Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer war dabei

Rund 5.000 bis 7.000 Tierschützer haben am Samstag gegen Europas größten Geflügelschlachthof in Wietze, einer kleinen Gemeinde im Landkreis Celle demonstriert und das Firmengelände dabei mit einer Menschenkette umzingelt. Rund 200.000 Hühner werden in Wietze jeden Tag industriell geschlachtet, nach einer geplanten Stallerweiterung soll sich die Zahl sogar verdoppeln.

Aufgerufen zu der Protestaktion hatte das Bündnis „Wir haben es satt“. Die Demonstrierenden forderten einen grundlegenden Kurswechsel in der Landwirtschaft. „Wir wollen Essen auf unserem Teller, dem wir vertrauen können“, plädierte Christoph Bautz vom Kampagnennetzwerk Campact gegen Massentierhaltung und eine Tiermast mit Antibiotika und Gensoja.

Eingeläutet wurde der Protesttag mit einem agrarpolitischen Bauernfrühstück, an dem hunderte Aktivisten aus dem Bundesgebiet aber auch benachbarten Ländern wie den Niederlanden oder der Schweiz teilnahmen. Der Landesvorsitzende der Grünen, Jan Haude, erklärte: „Der Megaschlachthof in Wietze ist ein Symbol für die verfehlte Agrarpolitik der schwarz-gelben Bundesregierung.“ Die Gesellschaft wolle längst „Bauernhöfe statt Agrarindustrie“, erklärte der Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Georg Janßen. Erste Schritte könnten jetzt durch die EU-Agrarreform eingeleitet werden.

Unter den Protestierenden war auch Christian Meyer (Grüne), der durch die Dienstwagen-Affäre seines geschassten Staatssekretärs Udo Paschedag (Grüne) angeschlagene niedersächsische Agrarminister. Am Rande der Demonstration gestand Meyer ein, Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) zu spät über einen ihm bekannten Dienstwagen-Vermerk Paschedags unterrichtet zu haben: „Das war eindeutig mein Fehler.“

CDU und FDP legten wegen dieses Versäumnisses am Wochenende Rücktrittsforderungen an Meyer nach. Der in die Enge Getriebene aber betonte, er sehe „keinen Grund für einen Rücktritt“, das Vertrauensverhältnis zwischen ihm und Weil sei intakt.  MARCO CARINI