KOMMENTAR ZU SPRACHE UND POLITIK
: Das Amt des Herrn Merkel

Während des US-Wahlkampfs wurde das Volk befragt: „Who do you think will be the next president?“ Eine so simple Frage können die Umfrage-Institute in Deutschland nicht stellen. Sollen sie etwa fragen: „Wer wird der nächste Bundeskanzler?“ Die Wahrscheinlichkeit, dass es ein Mann sein wird, ist gering. Aber „Wer wird die nächste Bundeskanzlerin?“ geht auch nicht. Steinbrück und die SPD wären mit Recht vergrämt. Merkel hingegen dürfte sich über die erste Formulierung nicht entrüsten, denn: So funktioniert unsere Sprache eben. Auch die Kanzlerin sagt Bundeskanzleramt.

Suchen Sie einmal „Wer wird die nächste Bundeskanzlerin“ im Internet und Sie finden: „Der nächste Bundeskanzler heißt Peer Steinbrück“, „Wird Jürgen Trittin der nächste Bundeskanzler?“ und Ähnliches mehr.

Bei Google gibt es „die nächste Bundeskanzlerin“ nicht, weil die deutsche Sprache es nicht erlaubt. Es wird Zeit, dass die Sprache sich der Realität anpasst. LUISE F. PUSCH

■ Die Autorin ist Sprachwissenschaftlerin und Publizistin