Reeder unter der Gewerkschaftslupe

ARBEITSSTANDARDS Die Transportarbeiterförderation startet ihre Aktionswoche gegen Billigflaggenschiffe

Seit Montag fahnden wieder Trupps und Inspektoren der „Internationalen Transportarbeiter-Förderation“ (ITF) unterstützt von der Gewerkschaft Ver.di in den Seehäfen der Nord und Ostseeküste nach „Seelenverkäufern“. Während der Aktionswoche kontrollieren ITF-Trupps insbesondere in den Häfen Hamburg, Bremen, Bremerhaven, Wilhelmshaven, Lübeck, Wismar und Rostock Billigflaggenschiffe.

Ziel der europaweiten ITF-Aktionswoche ist es, die Arbeits und Lebensbedingungen auf den weltweit mehr als 65.000 Seeschiffen zu überprüfen und dafür Sorge zu tragen, dass Lohn und Sozialdumping sowie unwürdige Arbeitsbedingen auf See aufgedeckt werden, sagt ITF-Kampagnenleiter Bernd Losch.

Es gehe auch darum, zu überprüfen, ob auf denjenigen Schiffen, für die ITF-Verträge abgeschlossen worden sind, dann auch die vereinbarten Heuern zwischen 1.200 und 1.600 Dollar gezahlt werden. Billigflaggenschiffe, auf denen Sozialstandards nicht eingehalten werden, müssen mit einem Boykott im Hafen rechnen. Oft reiche eine Boykott-Warnung schon aus, um den Reeder zum Einlenken zu bewegen und einen ITF-Tarifvertrag abzuschließen, berichtet Losch. Bringen jedoch Drohungen den Reeder nicht zur Einsicht, helfen die Hafenarbeiter nach, indem sie das Schiff nicht löschen. Im vergangenen Jahr wurde im Verlauf der ITF-Aktionswoche ein Frachter im Hamburger Hafen sechs Stunden lang bestreikt, bis der Reeder für die Besatzungen von vier seiner Schiffe ITF-Tarifverträge abschlossen hatte.

Die drei von ihrem Eigentümer aufgegebenen Schiffe Maersk Valetta, Maersk Vigo und Maersk Vancouver mit 41 Besatzungsmitgliedern, die seit Juli vor Wangerooge auf Reede lagen, sind inzwischen in Wilhelmshaven vertäut. Die ITF hat die 180 Meter langen Containerschiffe an die Kette legen lassen, um den Besatzungen 340.000 Dollar an ausstehenden Heuern aus der Insolvenzmasse zu sichern.  KVA