Stipendiaten gegen Büchergelderhöhung

UNIS Bildungsministerin erntet Kritik für geplanten Ausbau der Stipendien – von den Studierenden

BERLIN taz | Sogar in den Förderwerken formiert sich Widerstand gegen die Pläne von Bildungsministerin Annette Schavan (CDU). Im März ist eine Petition online gegangen, die bisher knapp 2.700 StipendiatInnen aus ganz Deutschland unterzeichnet haben. Das sind ungefähr 12 Prozent. „Wir kritisieren die Pläne der Bundesregierung als einseitig und unverhältnismäßig“, sagt Jonas Schemmel, Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes und Unterzeichner der Petition. Der eigentliche Initiator der Petition ist der stipendiatische Rat des Evangelischen Studienwerks. In ihr wird gefordert, das Büchergeld nur „moderat“ zu erhöhen. Darüber hinaus verlangte Simon Schultz von Dratzig, Stipendiat der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) von der Regierung, die Bafög-Förderung auszuweiten.

Das von Schavan geplante nationale Stipendienprogramm sieht vor, dass die „besten“ 10 Prozent der Studierenden unabhängig vom Einkommen ihrer Eltern ein Stipendium von monatlich 300 Euro erhalten sollen. Für die eine Hälfte dieses Betrags sollen Bund und Länder aufkommen, für die andere die Wirtschaft. Gleichzeitig soll das Büchergeld für die von den Förderwerken unterstützten Studierenden von heute 80 auf 300 Euro erhöht werden.Teile der Stipendiatenschaft lehnen so viel Gunst ab. „Mit der Petition wollen wir ein deutliches Zeichen gegen diese Finanzierung setzen“, sagte von Dratzig, der die Petition ebenfalls unterschrieben hat. Die RLS hatte bereits im Februar eine Resolution gegen die Pläne Schavans verabschiedet, die ebenfalls die Friedrich-Ebert- und die Heinrich-Böll-Stiftung unterschrieben hatten.

Für Jonas Schemmel zementieren die Pläne von Schavan die Ungleichheit im Bildungssystem. „Deshalb verlangen wir einen kostenfreien Zugang zu Bildung für alle statt einseitiger Eliteförderung“. Eine HIS-Studie hatte im vergangenen Jahr belegt, dass in den Stiftungen ein Großteil der StipendiatInnen aus gut verdienenden Haushalten kommt. Deshalb wolle man, wenn überhaupt, eine moderate Erhöhung des Büchergeldes. Im Notfall würden die StipendiatInnen sogar auf einer Erhöhung verzichten. Diese Forderung sei in der Stiftung allerdings umstritten, erklärte Schemmel.

LUKAS DUBRO