Widersprüchliche Aussagen zu rechten Übergriffen

RECHTSEXTREME Amtsgericht Neustadt spricht zwei Neonazis vom Vorwurf der Körperverletzung frei

„Dieses doppelte Verfahren hat mit Opferschutz nichts zu tun“

Anika Döhring, Opferberatung Nord

Das Amtsgericht Neustadt am Rübenberge hat am Donnerstag zwei Kader der „Nationalen Offensive Schaumburg“ vom Vorwurf der Körperverletzung freigesprochen. Das Urteil begründete die Richterin mit den „widersprüchlichen Aussagen“. Deswegen sei der Tatverlauf nicht mehr zu rekonstruieren gewesen.

Am 12. Juni 2008 hatten die beiden Männer laut Anklage Franke Krause (Name geändert) vor ihrem Haus in Wunstorf angegriffen. Die junge Frau engagiert sich in der Region gegen Rechtsextremismus. Nach ihrer Anzeige erstatteten die Männer allerdings selbst eine Anzeige gegen sie. Die Neonazis behaupteten, dass Krause sie mit ihrem Wagen habe anfahren wollen.

Trotz Kritik von Krauses Rechtsbeistand wurden beide Anzeigen in einem Verfahren verhandelt. Auch Krause wurde freigesprochen. Die Strategie der Neonazis mit der Gegenanzeige sei zumindest so weit aufgegangen, dass sie straffrei ausgingen, sagt Anika Döhring von der Mobilen Opferberatung Nord. Sie betont: „Dieses doppelte Verfahren hat mit Opferschutz nichts gemein.“ Das Gericht hatte das gemeinsame Verfahren mit prozessökonomischen Gründen gerechtfertigt. Im Gerichtssaal wurde Krause von den Rechten erneut bepöbelt und bedroht. AS